Einrichtung einer Digitalkamera unter Linux
Am Beispiel der Apitek Pencam hier eine kurze Anleitung zum Betrieb einer Digitalkamera unter Linux. Andere Kameras sind ähnlich zu betreiben.
Im folgenden wird kurz die Installation der Basissoftware "gphoto2" erklärt sowie auf einige GUIs hingewiesen.
Ob es sich überhaupt lohnt, weiterzulesen? Zuvor einen Blick auf
http://www.gphoto.org/proj/libgphoto2/support.php oder
http://www.teaser.fr/~hfiguiere/linux/digicam.html
werfen, um nachzuschauen, ob die eigene Kamera unterstützt wird. Allerdings nicht verzweifeln, es ist nur eine Positivliste. Und nicht immer aktuell. Hat die Kamera z. B. eine SD Speicherkarte als Medium, kann man über einen Kartenleser diese Karte auslesen. Und viele weitere Kameras lassen sich direkt wie eine Festplatte ("Mass Storage Device") mounten, ohne das gphoto überhaupt nötig ist. Eine solche Kamera wird dann wie ein USB-Stick beim Anstöpseln automatisch eingebunden.
In diesem Fall kann man die Installation von gphoto2 auslassen. Dann sind aber eventuell weitere Links interessant zur Bildbearbeitung etc.
Änderungen:
26.04.03: Link zu Corel Photo Paint geändert
26.06.03: Zusätzliche Liste unterstützter Kameras
05.07.03: Corel Photo Paint gelöscht (nicht mehr verfügbar)
11.07.03: Neues Kapitel "Diashow" auf (S)VCD
15.10.03: Diashow per Digicam, Hinweis auf USB Mass Storage, Links aktualisiert
21.11.03: Neues Kapitel Online Printservice Client mit WINE
22.02.04: Links kontrolliert
07.03.04: Link auf Buenos Dias entfernt
07.08.05: Links aktualisiert
30.04.06: Aktualisiert
13.01.07: Links aktualisiert
14.09.08: Link FotoXX
15.03.09: Links aktualisiert, weitere Links (printtoxx, Photoprint, PHOTUX, picasa), Webcam-Artikel gelöscht
03.04.09: cewe Fotobuch Link
1) USB
Die Apitek Pencam wird über USB angeschlossen. gphoto2 kann von Haus aus mit Hilfe der "libusb" auf den USB-Port zugreifen.
Normalerweise gehört das Paket inzwischen zur Grundausstattung jeder Distribution und kann über das Paketmanagement installiert werden.
Alternativen:
RPM-Download über: http://www.rpmfind.net/linux/rpm2htm...p?query=libusb
Will man selbst übersetzen, gibt es Quellen auf der Projektseite: http://libusb.sourceforge.net/download.html
Wichtig:
- Hat man ein RPM-Paket von gphoto2, muss man zuvor das libusb-RPM installieren.
- Will man gphoto2 selbst übersetzen und die Kamera hat z. B. einen seriellen Anschluss, kann man auf libusb verzichten.
2) gphoto2
Auch gphoto2 gehört inzwischen zur Grundausstattung jeder Distribution und sollte per Paketmanagement nachinstalliert werden können.
Alternativen:
RPM: http://www.rpmfind.net/linux/rpm2htm...?query=gphoto2
selbst downloaden&übersetzen: http://www.gphoto.org/
Hinweis für Selbstübersetzer: In einigen Fällen wird "libusb" nicht gefunden, obwohl installiert. Einfach mal "./configure --help" starten, es gibt dann einige Parameter wie z. B. --with-extra-includes/libs usw., womit man explizit den Pfad der Include- und Lib-Dateien der libusb angeben kann.
gphoto2 ist ein Kommandozeilentool, mit dessen Hilfe der Betrieb der Digitalkameras erst möglich wird. Theoretisch kann man nur über gphoto2 auf die Kamera zugreifen, was jedoch nicht sehr komfortabel ist. Daher später der Verweis auf GUIs.
Vergleichbar ist das ganze mit GUIs für CD-Brenner. Programme wie xcdroast, koncd oder ähnliche machen nichts anderes, als in Dialogen die Parameter für einen Aufruf des Kommandozeilen-Programms cdrecord zusammenzustellen.
PS: Gphoto 2 ist nicht zu verwechseln mit Gphoto 0.43. Das ist eine ältere Version, noch mit GTK Interface und ohne USB-Unterstützung.
3) USB Module laden
Das ganze kann natürlich nur funktionieren, wenn der Kernel USB unterstützt. Aktuelle Distributionen machen das von Haus aus. Wer das selbst erledigen will: hier im FAQ-Bereich gibt es eine Anleitung zur Übersetzung eines eigenen Kernels:
http://linuxforen.de/forums/showthre...threadid=20583 (2.4.x)
http://www.linuxforen.de/forums/showthread.php?t=161878 (2.6.x)
Für die USB-Unterstützung muss das entsprechende Modul geladen werden. Abhängig vom Chipsatz ist dies entweder für USB 1.1 "ohci-hcd" (SIS) bzw. "uhci-hcd" (Intel, VIA) oder "ehci-hcd" für USB 2.0. Hierzu muss in der Datei "/etc/modprobe.conf" eine Zeile eingetragen werden:
Code:
alias usb-controller ohci-hcd
4) Geht meine Kamera ?
Nun wird es Zeit, die Kamera anzuschliessen und zu testen, ob sie überhaupt erkannt wird. Hierzu einfach "gphoto2 --auto-detect" an der Kommandozeile eingeben.
Wichtig: Man sollte für den Test unbedingt als "root" angemeldet sein, damit keine fehlende Berechtigung für eine Schnittstelle eine Fehlerursache ist.
gphoto2 kennt noch weitere Parameter, eine Übersicht gibt es mit "gphoto2 --help".
Wenn es nicht läuft ?
- Alle Punkte von 1-3 erneut durchlaufen und kontrollieren.
- Hinweise suchen unter http://www.google.de/linux
- Über das Proc-Dateisystem nachschauen, ob die Kamera überhaupt erkannt wurde. Befehl: "cat /proc/bus/usb/devices"
- Eventuell libusb und gphoto2 selbst übersetzen, wenn rpms eingesetzt wurden. Ich hatte schon mal gphoto2-rpms, bei denen wohl die libusb-Unterstützung fehlte.
5) Als User auf den USB-Port zugreifen
Häufig kann nur "root" auf den USB-Port zugreifen. Will man die Kamera als User betreiben, gibt es dann folgende Möglichkeiten:
5.1) User in Gruppe "USB" aufnehmen
Einige Distributionen haben eine Gruppe "USB". Man kan dann den User in diese Gruppe aufnehmen.
5.2) Hotplug
(Distributionen bis ca. 2005)
Das Hotplug Paket kann den Zugriff für User auf die Schnittstelle ermöglichen. Näheres siehe:
http://gphoto.sourceforge.net/doc/ma...sions-usb.html
5.3) HAL /UDEV
(Distributionen ab ca. 2006)
Auch bei HAL/UDEV lassen sich entsprechende Regeln schreiben:
http://www.reactivated.net/udevrules.php
5.4) Test als Anwender
Nach 5.1) bis 5.3) sollte die Kamera für User zur Verfügung stehen. Daher einfach mal als User anmelden und zum Test "gphoto2 --auto-detect" eingeben. Wenn das erfolgreich ist, haben wir die Hauptarbeit geschafft. Wenn nicht, 5.5) probieren.
5.5) Sudo
Eine weitere Option ist das "sudo" Paket, sollte jeder Distribution beiliegen. Sudo ermöglicht das Starten beliebiger Programme mit Rootrechten. Beispiel für GTKAM (siehe unten):
Man editiert die Datei "/etc/sudoers" und fügt folgende Zeile hinzu:
"username ALL=NOPASSWD:/usr/bin/gtkam"
Und dann startet man das Programm mit "sudo gtkam" und schon läufts mit Rootrechten.
Das geht übrigens für alle Programme, auch Scanner etc. Ich lege mir dann eine Verknüpfung auf den Desktop und gebe dann immer "sudo" vor dem Programm ein. Und das ganze ohne lästiges Login etc.
5.6) Konflikt mit dem Hotplug-/HAL Paket
Die Apitek Pencam hat auch eine WEBCAM Funktion.
Unter Umständen wird die Kamera nicht von gphoto2 erkannt, weil das HOTPLUG-Paket bereits die WEBCAM-Treiber beim Einstöpseln automatisch geladen hat. Wer es sonst nicht braucht, kann es mit "rpm -e hotplug" deinstallieren. Alternativ kann man auch die Datei /etc/hotplug/blacklist erweitern um folgende Zeilen:
--------------------------------------------
Name des USB-Moduls (siehe oben)
usbvideo
cpia_usb
stv680
--------------------------------------------
Das verhindert das Laden der Treiber beim Einstöpseln der Kamera.
Bei HAL/UDEV siehe Links unter 5.3)
6) GUIs
Zwar kann man alles mit "gphoto2" an der Kommandozeile erledigen, aber eine GUI erleichert den Umgang mit der Kamera doch erheblich.
Bevor jedoch nicht alle Schritte von 1-5 erledigt sind und die Kamera wirklich läuft, braucht man diesen Schritt erst garnicht zu probieren.
Welche Anwendung man bevorzugt, sei jedem selbst überlassen.
Ich kann und will hier nur einige Alternativen nennen.
6.1) GTKAM
GTKAM ist ein kleines, aber feines GTK-Programm. Download kann als RPM erfolgen über
http://rpmfind.net/linux/rpm2html/se...hp?query=gtkam
Will man unbedingt selbst übersetzen, kann man hier ein Source-RPM-Paket (.srpm) holen. Für ganz hartgesottene ist auch das Ziehen der Quellen aus dem gphoto-CVS möglich, eine Anleitung hierzu ist auf der gphoto-Homepage zu finden.
Die Anwendung ist recht einfach. Nach Einrichtung des Kameramodells
über auto-detect sollte das Programm direkt den aktuellen Inhalt des
Speicherchips anzeigen.
6.2) Konqueror-Kamera
"kamera" ist ein "kio-slave", also ein kleines Hintergrundprogramm, das eine komfortable Ansicht, Speicherung und Drucken der Bilder ermöglicht.
Das Modul "kamera" ist seit KDE 3.0x serienmäßig dabei, bei KDE 2.x nur bei wenigen Distributionen. Bei Redhat/KDE 3 muss das Paket "kamera" installiert sein (Kontrolle über "rpm -q kamera").
6.2.1) Kontrollzentrum
Im KDE-Kontrollzentrum muss zunächst die Kamera bekannt gemacht werden. Nach dem Start des Kontrollzentrums muss unter "Angeschlossene Geräte" die Seite "Digitalkamera" angezeigt werden. Bei Anklicken des Kamera-Symbols erscheint ein Auswahlfenster. Nun den Kameratyp wählen.
6.2.2) Bearbeitung über Konqueror
Nach Eingabe von "camera:/" in der URL-Eingabe des Konquerors werden alle verfügbaren Digitalkameras angezeigt. Nach Klick auf die Kamera werden alle Bilder angezeigt. Nun kann man die Bilder in einem beliebigen Verzeichnis speichern (Drag&Drop in anderes Konqeuerorfenster oder ähnlich). Alternativ kann man über das Kontextmenü (rechte Maustaste über einem Bild) das Bild in "kview" laden und eventuell drucken.
6.2.3) Einstellungen im Konqueror
Damit der Konqueror die Bilder der Kamera als Vorschau anzeigen kann, muss die Einstellung Ansicht/Vorschau/Bilder aktiviert werden.
6.3) Digikam
Digikam ist eine KDE-Anwendung. Download und weitere Infos gibts unter:
http://sourceforge.net/projects/digikam
Hier gibt es auch mehrere Plugins, z. B. eines zur Erstellung einer Diashow aus den eigenen Bildern.
7) Bildbearbeitung, Drucken, Bilderalbum etc.
7.1) GIMP
Was nutzen die schönsten Bilder, wenn man sie nicht bearbeiten kann. Hierzu gibt es unter Linux eigentlich nur ein Wort: gimp.
Gimp sollte jeder aktuellen Distribution beiliegen.
Viele Tips finden sich unter http://www.gimp.org/docs/
7.2) Cine Paint (vorher "Filmgimp")
http://sourceforge.net/projects/cinepaint
Programm, das bereits bei einigen Filmen wie Harry Potter zur Bildbearbeitung eingesetzt wird. Basiert ursprünglich auf GIMP.
7.3) Krita
http://www.koffice.org/
Bildbearbeitung des KDE-Office.
7.4) Bibble
http://www.pro-linux.de/news/2007/10708.html
Bildbearbeitung für Bilder im RAW-Format.
7.5) FotoXX
Bildverarbeitung für Digitalphotographie. Homepage: http://kornelix.squarespace.com/fotoxx
7.6) printoxx
Bilder komfortabel ausdrucken. Homepage: http://kornelix.squarespace.com/printoxx/
7.7) PhotoPrint
Bilder komfortabel ausdrucken. Homepage: http://blackfiveimaging.co.uk
7.8) Google Picasa
http://picasa.google.com/linux/
8) Online Printservice
8.1) Fotobücher, Kalender
Die Programme der Online Bilderdienste dienen auch zur Erstellung von Fotobüchern. Es gibt allerdings mit "PHOTUX" eine Java Software, die auch unter Linux die Erstellung von Fotobüchern und Kalendern ermöglicht. Ein Anbieter ist hier z. B.:
http://www.fotobuchprofi.de
Außerdem biete Cewe Color für verschiedene Dienstleister eine Linux Software:
http://www.cewe.de/download.php
8.2) Bestellung per Browser
Bei einigen Anbietern gibt es auch Java-Applets für den Webbrowser, die aber unter Linux nicht immer funktionieren. Falls es nur an der Browserkennung liegt (IE und Windows wird erwartet), kann man der Webseite über den "User Agent Switcher" eine entsprechende Kombination vortäuschen (https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/59).
Einige Fotodienste bieten auch das Hochladen von vielen Bildern in einer Zip-Datei, das ist komfortabler als viele Bilder einzeln im Browser auszuwählen.
Fast alle Prindienste akzeptieren auch das Einsenden von Fotos auf einer CD.
Hier gibt es eine Auflistung einiger Printdienste:
http://m4l.berlios.de/pub/Main/HowTo...O-7.html#ss7.5
9) Diashow auf (S)VCD/DVD
Die Diashow auf (S)VCD und DVD ist eine feine Sache. Die Entwicklung entfällt, man kann die Bilder dann bequem auch mit Gästen über den DVD-Player am heimischen Fernseher bewundern.
9.1) Bilder-CD/DVD
Einige Player können direkt JPEG-Dateien anzeigen. Im einfachsten Fall reicht es also, alle Bilder eines Urlaubs etc. auf eine Daten-CD/DVD zu brennen.
9.2) Video-CD/DVD
Sollte der Player keine JPEGs direkt abspielen, kann man eine Slideshow erzeugen. Aus den einzelnen Bildern wird eine MPEG-Datei erstellt, diese wird dann als Video-CD/DVD gebrannt. Dieser Datenträger läuft dann auf allen Playern ab.
Entsprechende Programme dazu siehe:
http://www.linuxforen.de/forums/show...5&postcount=13
10) Viele weitere Tips und Links gibt es unter:
http://m4l.berlios.de/pub/Main/HowTo...ERA-HOWTO.html
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