Hallo liebe Linuxgemeinde,
vielleicht kann mir der Ein oder Andere hier einen Rat geben zu einer Frage die im Laufe der Zeit entstanden ist. Ein wenig Backround, ich nutze seit ungefähr 2016 Ubuntu und bin dadurch begeisterter Linuxfan geworden. Ich bin bestimmt kein Profi aber hab mich seit dem mit einigen Sachen auseinander gesetzt was Linux betrifft.
Nach nun mehr ungefähr 5 Jahren wollte ich die Distribution wechseln, wobei ich mir allerdings nicht ganz sicher bin in welche Richtung ich gehen sollte, daher wäre ich für den ein oder anderen Rat dankbar.
Meine Wahl wurde stark von einen Youtuber namens „DistroTube“ geprägt. Bei einen seiner Beiträge ging es darum dass die meisten Distributionen, die wirklich verläßlich sind entweder auf Debian oder Arch basieren. Debian habe ich schon ein paar mal auf einer virtuellen Maschine installiert und zu mindestens etwas probiert. Arch habe ich bezüglich des langen Installationsprozesses (auch wegen zeitlichen Problemen) noch nicht angerührt, mir aber viele Beiträge über die Natur von Arch angeschaut.
Dabei hab ich mir für Arch in Gedanken festgehalten (Rolling release, extrem anpassbar von Windowmanager/Filemanager/Desktopenvironment ect., kein unnötiger Balast, schwere Installation was allerdings mit YT oder dem Wiki viel leichter sein soll, alles selbst per Terminal konfigurieren, immer neuste Software/Treiber/Kernels, Bleeding Edge, sehr häufige Updates, sehr gutes Wiki, eher weniger Hilfe von der Community, „Stabilität“ – das Gerücht von Instabilität, Packman als einer der Besten Paketmanager, Viele Meinungen das es nur für Linuxprofis geeignet ist aber auch dass es garnicht so schwierig ist)
Gedanken zu Debian (sehr stabil im stable Status, sehr viele Softwarepakete allerdings etwas älter, leicht schwieriger als Ubuntu, daher für Einsteiger bis Profi geeignet,keine PPAs, Bloatware, Costomizing des Aussehens je nach gewählter Desktopenvironment, ab und zu Sicherheitsupdates, gute Community die vorraussetzt das man selbst Problemlösung betrieben hat bevor man fragt, auch sehr interessant „man kann sich das System angeblich sehr schwer zerschießen“, LTS, Zeitlicher Abstand bis Upgrade von stabel ungefähr 2 Jahre)
Momentan läuft Ubuntu 20.04 auf meiner Maschine, welches ich erst nach langer Zeit ganz neu installiert habe/musste, aus folgenden Gründen. Ich habe Unity geliebt und sehr gern genutzt. Ich las vermehrt das mit dem Update von 16.04 auf 18.04 viele Probleme auftauchten aufgrund von Entscheidungen von Cannocial. Dann wurde Unity ganz entfernt mit der Version 20.04 und Gnome gefiel mir erstmal garnicht. Im Studium brauchte ich zu jeder Zeit ein funktionierendes System ect. Blablabla, Punkt ist ich hab nicht geupdatet.
Weil ich das Glück habe bei meinen Job jetzt mit Linux arbeiten zu dürfen, dachte ich mir ok, Sicherheitsupdates sind für Version 16.04 fast zuende. Im Kontext der Sicherheit und aus anderen Gründen kam ich nicht mehr um das Update drum rum. Nun ist der Fall eingetreten, dass es mir das System zerschossen hat beim Upgrade von 16.04 auf 18.04. Ob nun aus eigener Blödheit, Zufall oder anderen Gründen sei einfach mal dahingestellt. Ich hatte Backups mit Dejavou auf meiner Externen, plus diverse andere Empfehlungen im Backupkontext durchgeführt. Da das System immer glatt lief musste ich nie ein Backup machen (was nach dem Wechsel von Windows völlige Verwunderung bei mir auslöste). Ende vom Lied war eben, dass mein Worst Case Szenario eintrat und ich mich nicht mehr einloggen konnte und nach Tagen der Fehlerbehebung eine Kernelpanik eintrat.
Da ich das Betriebssystem (eigenen SSD-Festplatte) und meine Dateien (Homepartition auf einer HDD-Festplatte) getrennt hatte und einen neuen Rechner geschenkt bekommen habe (gebraucht) konnte ich halt super einfach auf meine Dateien zugreifen, im nachhinein und alles auf der neuen Maschine installieren. Als ich allerdings beim Upgrade das System gecrashed habe, kam von meinen Kollegen (Windows und Mac - User) die Frage: „Was hast du denn da für ein schlechtes Betriebssystem. Du brauchst einen vernünftigen Rechner“? Dann kam ein Hardwarefehler dazu durch ein superaltes Netzteil. Da das Einrichten des neuen Systems halt einige Zeit gekostet hat und MS-Teams immer mal wieder Probleme machte, kam das Thema der Unzuverlässigkeit immer wieder auf. Allerdings, sich für ein Programm mal schnell Windows 10 zu kaufen und mich wieder im wirklich gehassten Windowsumfeld zu bewegen widerstrebt mir einfach. Nach jahrelanger Erfahrung mit Windows und was man so alles liest will und kann ich nicht zurück.
Nach diesen riesen Monolog wird mir bestimmt Jeder raten, dann nimm doch ganz klar Debian. Kein Ärger, stabil (viele oben genannten Gründe) ect.. Allerdings bin ich auf ein Video gestoßen von dem Youtuber, Chris Titus Tech, in dem er sagt mache Arch so stabil wie Debian. Darin geht er davon aus, dass man sich Arch eigentlich nur durch das eigene Verhalten zerschießen kann und wenn man Timeshiftbackups plus andere Mechanismen innerhalb des Systems benutzt, nicht so viel passieren kann. Natürlich hat er noch andere Gründe genannt (ich will es jetzt nicht zu lang machen). Die Frage die sich mir hier stellt ist aber wenn ich zwischen Debian und Arch bei ähnlicher Stabilität wählen kann, würde ich lieber Arch nehmen. Ich schätze einfach sehr viele Dinge an Arch und würde gern diese Flexibilität genießen (von Wechsel der Desktopenvironment bis Fenstermanager). Zumal möchte ich mit Arch primär zwei Vorteile nutzen. Ich möchte meine Systemressourcen durch das Minimalbalastprinzip maximal nutzen. So wenig Bloatware wie möglich bei möglichst neuer Software. Dabei müssen 6 Programme einfach stabil sein, ohne das ich ständig fixen muss (LaTeX, R, Eclipse, Visual Studio, Android Studio, MSTeams). Den Rest wollte ich einfach immer sehr aktuell halten (z.B. Scilab und Maxima, Gimp, Skype). Pacman scheint ja mindblowing in dieser Hinsicht zu sein. Natürlich schätze ich es auch mich für einen neueren Kernel entscheiden zu können. Zumal hat es mich verblüfft, dass man so einfach die Desktopumgebung wechseln kann. Ich hatte mit Ubuntu auf einer Virtuellen Maschine experimentiert und mir durch das wechseln auf KDE-Plasma oder Dolphine jedes mal das System zerschossen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, das die Desktopumgebungen sehr stark mit den Kernels verbunden sind und daher auch Kubuntu, Xubunte ect. existieren.
Was mich davon abhält ist eben, dass viele Berichten das es manchmal eine Qual ist mit Arch zu arbeiten wenn man nicht voll und ganz Profi ist. Ständiges fixen von Programmen die nicht mehr funktionieren oder dass das System nicht mehr läuft, Kernelpanik usw..Dann sehe ich YT-Beiträge wo gesagt wird dass nur die Installation schwer ist. Für das Einrichten aller Komponenten gibt es ja genug Beiträge die man alle Schritt für Schritt selber durchführen kann. Allerdings bin ich öfters darauf gestoßen, dass die Community von Arch, bei Hilfeanfragen sehr schnell sagt lies das Wiki, da steht alles. Ok, hab da dann mal reingeschaut und einfach mal versucht ein Problem zu fixen, dass ich momentan habe. Ich hatte mir vor kurzen die MX Master 3 Maus geholt und das zweite Scrollrad nicht zum laufen bekommen. Der einzige komplexere Lösungsansatz war wirklich nur im Archwiki vorhanden. Ich hab wirklich viel probiert, aber es am Ende nicht hinbekommen. Meine Vorstellung ist jetzt, wenn ich jetzt eine Frage stelle, dass ich ständig nur mit der Antwort „lies das Wiki“ angespeist werde. Um vielleicht ein Bild davon zu bekommen wie ich es bisher gemacht habe. Bis jetzt habe ich 95 % meiner Probleme mit Eigenrecherche und lesen von schon vorhandenen Ubuntuuserforenbeiträgen lösen können. Da Arch ja eine ganze Ecke schwerer sein soll, werde ich sicher häufiger auf das Problem treffen, dass ich einfach fragen muss. Was ich wiederum sehr an Arch schätze ist dass häufig erwähnt wurde, dass dieses System einen dabei hilft im allgemeinen Computer, Rechnersysteme, Linux besser zu verstehen. Das ist auf jeden Fall ein sehr großer Wunsch von mir. Ich liebe Linux und alles was damit zusammenhängt. Was es mir sehr schwer macht eine Entscheidung zu treffen ist die Tatsache, dass es einen Unterschied macht ein System auf einer virtuellen Maschine zu testen oder das Betriebssystem auf einen physischen Rechner zu installieren und zu betreiben.
Meine Frage an euch, im Kontext das ich mein Risiko minimieren will, dass System nicht noch einmal zu zerschießen und gleichzeitig die vielen Vorteile von Arch zu nutzen. Welche Erfahrungen habt Ihr denn bereits mit Arch gemacht oder mit Debian? Könnt ihr aus eurer Erfahrung heraus einiges bestätigen was ich geschrieben habe oder das Gegenteil berichten? Würdet ihr sagen, lass die Finger von Arch, bleib bei Ubuntu oder nimm lieber Debian oder nimm lieber eine ganz andere Distribution!
Für Alle die bis hierhin gelesen haben, danke für eure Zeit und Mühe. Ich weiß es ist sehr viel geworden und die Bereitschaft das alles zu lesen eher gering. Trotzdem hoffe ich darauf das vielleicht einer oder zwei mit der Zeit antworten. Es würde mich sehr freuen von Erfahrungen zu hören.
Mit freundlichen Grüßen
Lesezeichen