Heute, so der breite Konsens der Forscher in Dresden, sei ein Rassismus, der Menschengruppen biologische Minderwertigkeit unterstelle, weitgehend passe. An dessen Stelle sei vielmehr ein kultureller Rassismus getreten. Professor Stefan Kühl, Soziologe an der Uni Bielefeld:
"Wenn man sich anguckt wie sich die Neue Rechte oder in Frankreich die Nouvelle Droite entwickelt hat, dann prägen sie die Debatten nicht über eine primitive Form von biologischem Rassismus, sondern über einen kulturellen Rassismus, der versucht, so etwas wie eine kulturelle Identität Frankreichs oder Deutschlands zu bestimmen."
Der Antisemitismusforscher Wolfgang Benz warnt sogar vor einer neuen Form des Kulturrassismus. Er verbreite sich unter dem Begriff Islamkritik. In dieser Kritik, so Wolfgang Benz, fänden sich sehr ähnliche Vorurteile und Schuldzuweisungen gegenüber Muslimen, wie sie im Antisemitismus des frühen 20. Jahrhunderts gegenüber Juden formuliert worden seien.
"Der Jude kann sich nicht anpassen, er lebt nach eigenem Gesetz und missachtet die Gesetze des Gastlandes. Wiederholt sich wörtlich, 100 Prozent, in der Vermutung, die Muslime wollten das Grundgesetz durch die Scharia ersetzen. Die Religion, die Kultur der Juden würde ihnen gebieten, Böses gegen Nichtjuden zu tun. Die Religion der Muslime, so wird von Muslimfeinden behauptet, schreibt ihnen vor, Böses gegen Juden zu tun. In jeder Versammlung steht einer auf und sagt, wussten sie nicht, dass 99 Suren des Koran Mord gegen Ungläubige befehlen? Die Struktur des Vorurteils, mit dem einst die Juden, heute die Muslime als mit uns unverträgliche Fremde stigmatisiert werden, der Mechanismus ist ziemlich gleich."
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