Grundsatzfrage zu Linux from the Scratch

**Fabeltier** · 21.09.07, 17:05

Hallo,
Ich nutze seit einigen Jahren Debian fuer meinen Desktop Computer und bin damit eig sehr zufrieden, v.a. so Dinger wie die apt Tools finde ich ziemlich praktisch.
Um nun etwas tiefer einzusteigen und was zu lernen, wollte ich auf einem Rechner mal versuchen innerhalb des naechsten halben Jahres Linux from the Scratch / LFS zu installieren. Da ich nicht weiss, wie ausgereift die Sache ist, ueberlege ich nun, ob es denn moeglich ist den Rechner danach auch "zu nutzen", also nicht nur "zum laufen zu bringen". Also:

1. Kann man LFS genauso weit ausbauen wie bspw. Debian, gerade in punkto Hardware Unterstuetzung usw, bzw kann man ggf sogar die gleichen Sourcen benutzen und muss diese nur etwas umkonfen? Oder muss man bei LFS einfach starke Einschraenkungen hinnehmen?

2. Kann man LFS problemlos zum laufen bringen, oder bleiben immer einige Ecken und Kannten, die man idR nicht mehr fixen kann und die man "merkt"

3. Gibt es bei LFS auch ein Paketsystem, sowas wie Apt oder kann man es fuer Apt direkt einrichten?

Danke im voraus

**derguteweka** · 21.09.07, 17:41

Moin,

1.) Ich weiss nicht, was du unter "ausbauen der HW Unterstuetzung" verstehst - LFS ist imho eher weniger dazu geeignet, es einmal zu bauen und danach auf die verschiedensten Rechner zu portieren, so wie das "normale" Distries machen.
LFS baust du normalerweise fuer genau eine Maschine und auf der laeuft das dann. Die kann ruhig etwas exotisch sein,
ich wuerd' sagen, wenn du eine HW unter irgendeinem Linux ans laufen kriegst, dann auch unter LFS - wenn nicht, liegts halt an dir...

2.) Ich hab hier schon seit Jahren nix anderes mehr am laufen. Klar gibts Probleme. Aber wenn du's nicht gebacken kriegst, ist's halt "deine Schuld" und nicht die Schuld des Distributors

Das muss einem halt klar sein, deshalb sollte man nicht gerade meinen, auf'm Mailserver in der Firma waere ein Umstieg auf LFS das nonplusultra.

Beim Bauen kanns schon mal passieren, dass man so gruendlich daneben haut, dass man am besten noch mal von vorne anfaengt - ich hab' mir am Anfang auch schon mal mein Hostsystem dabei zerschossen, man sollte halt obacht geben, in welcher Konsole (chroot oder nicht, das ist hier die Frage) man als root was eintippt. Ist aber wie beim Kernelkompilieren - die ersten paar gehen ueblicherweise in die Hose, dann irgendwann klappts.

3.) Lesen ist bei LFS immer ganz wichtig, daher:
http://www.linuxfromscratch.org/lfs/...06/pkgmgt.html

Ich hab' kein Paketsystem; bin aber auch nicht mehr der Typ, der jeden Sch* sofort neu installieren muss, weil sich die Versionsnummer in der 5. Nachkommastelle geaendert hat

Gruss
WK

**Alex_K** · 21.09.07, 17:44

Zitat von Fabeltier

1. Kann man LFS genauso weit ausbauen wie bspw. Debian, gerade in punkto Hardware Unterstuetzung usw, bzw kann man ggf sogar die gleichen Sourcen benutzen und muss diese nur etwas umkonfen? Oder muss man bei LFS einfach starke Einschraenkungen hinnehmen?

Die Hardwareunterstützung ist primär eine Sache des Kernels. Grundsätzlich solltest du alles was du unter einer Distribution zum Laufen bekommst auch unter einer anderen Distribution zum Laufen bekommen. Die Frage ist nur wie groß der Aufwand ist. Es kann sein dass bestimmte Hardware, welche unter Debian "von alleine" läuft, erst eingerichtet werden muss/du die passende Software kompilieren und installieren musst.

Zitat von Fabeltier

2. Kann man LFS problemlos zum laufen bringen, oder bleiben immer einige Ecken und Kannten, die man idR nicht mehr fixen kann und die man "merkt"

Naja, im wesentlichen ist LFS eine Distribution in der du einen großen Teil der Arbeit machen musst die sonst der Distributor macht. Mit ausreichendem Wissen kannst du auch alles machen was der Distributor macht. Es kann jedoch durchaus vorkommen dass DU mit gewissen Problemen überfordert bist, welche du nicht lösen kannst ohne dir vielleicht vorher viel wissen anzueignen, je nach den bereits vorhandenen Kenntnissen.

Zitat von Fabeltier

3. Gibt es bei LFS auch ein Paketsystem, sowas wie Apt oder kann man es fuer Apt direkt einrichten?

Als ich LFS zuletzt verwendet habe gab es das per Default nicht, es hindert dich jedoch keiner selbst eines zu integrieren, oder gar selbst zu entwickeln.

Wenn du deinen Rechner wirklich nutzen willst würde ich dir nicht empfehlen LFS als alleiniges System zu installieren, bis es so läuft wie du willst können - je nach vorhandenen Wissen - Wochen oder Monate vergehen. Also wenn LFS, dann erstmals nur im Dualboot.

Übrigens musst du nicht unbedingt LFS verwenden um mehr über Linux zu lernen. Auch unter Debian hindert dich niemand selbst einen Kernel zu kompilieren, selbst Pakete zu bauen für welche es keine/keine aktuellen Debian Pakete gibt, oder selbst in Config Dateien herum zu spielen.
Damit lernst du u.U. mehr als wenn du mit Copy&Paste Zeilen aus der LFS Anleitung in die Konsole kopierst.

**Fabeltier** · 21.09.07, 17:58

Danke schon mal fuer die Antworten. Lesen ist kein Problem, da ich ja wie gesagt schon seit einiger Zeit Debian und dies auch nur noch mit selber gebackenen Kerneln verwende. Ich will einfach mal was anderes ausprobieren und ausserdem auch mal das komplette System aufziehen, da ich schon glaube, dass man damit von der Architektur einen anderen Einblick bekommt.

Es ging mir nur hauptsaechlich darum zu erfahren ob man fuer den jew. Computer ein lauffaehiges System hinbekommen kann, mit dem man auch arbeiten kann, oder ob das ganze nur sehr rudimentaer ablaeuft. Hier muss ich zugeben, dass ich (noch) keine Ahnung habe, wie unterschiedlich die Distris sein koennen. Aber die Antworten klingen ja durchaus positiv.

Zur Hardwareunterstuetzung denke ich, dass ja gerade ab 2.6 ja doch einiges ueber Udev laeuft und ansonsten weiss ich eben auch nicht wie es mit div Treibern aussieht, die nicht Bestandteil des Kernels sind bzw. auch proprietaerer Software. Kann man diese denn, auch wenn sie nicht explizit "fuer LSF" geschrieben sind auch einbauen? Prinzipiell sehe ich da zwar keine Schwierigkeiten, wenn die Abhaengigkeiten erfuellt sein sollten, aber ich will auch keinen kompletten Treiber neu schreiben muessen.

**derguteweka** · 21.09.07, 18:12

Zitat von Fabeltier

Es ging mir nur hauptsaechlich darum zu erfahren ob man fuer den jew. Computer ein lauffaehiges System hinbekommen kann, mit dem man auch arbeiten kann, oder ob das ganze nur sehr rudimentaer ablaeuft.

Naja, ein reines LFS-System ist schon nicht gerade der Ausbund an klickibuntimultimedia - aber dafuer gibts ja dann noch BLFS

Zitat von Fabeltier

Zur Hardwareunterstuetzung denke ich, dass ja gerade ab 2.6 ja doch einiges ueber Udev laeuft und ansonsten weiss ich eben auch nicht wie es mit div Treibern aussieht, die nicht Bestandteil des Kernels sind bzw. auch proprietaerer Software.

udev wird schon ne ganze Weile bei LFS verwendet - bin kein grosser Anhaenger davon, aber hab' auch schon hingekriegt, dass diverse Netzwerkkarten ueber irgendwelche rules immer das "richtige" Interface bekommen.

Zitat von Fabeltier

Kann man diese denn, auch wenn sie nicht explizit "fuer LSF" geschrieben sind auch einbauen? Prinzipiell sehe ich da zwar keine Schwierigkeiten, wenn die Abhaengigkeiten erfuellt sein sollten, aber ich will auch keinen kompletten Treiber neu schreiben muessen.

Die Treiber sind ja nicht fuer eine Distribution geschrieben, sondern fuer den Kernel. Ich hab' da noch keine Probleme gehabt und verwende z.b. den NVIDIA Treiber, den rt2500 Treiber (und den auf einem Compaq 486er, um mal ein Beispiel fuer "exotische" HW zu geben) oder auch DVB-Kartentreiber, die ausserhalb des Kernels angesiedelt sind.

Gruss
WK