Hallo Peter,
also bei Streaming musst Du prinzipiell unterscheiden, zwischen dem - ich nenn's mal "normalen" Streaming, was Winamp und Kaffeine* beherrschen auf der einen Seite und das, was bei PPLive/CCCTV mit der Bundesliga abgeht, das sind nämlich 2 verschiedene Dinge.
Also ersteres ist einfacher und kennst Du ja: es gibt eine Adresse, die Du in Winamp eingibst und dann verbindet sich Winamp mit dieser Adresse und spielt einfach das ab, was gesendet wird. Kaffeine* kann mehr oder weniger das gleiche ...ich glaube eher sogar mehr. Das Problem ist dabei eigentlich nur, dass die Inhalte (Video/Audio) in unterschiedliche Codecs gepackt werden, z.B. Quicktime-Codec, WMV, WMA, MP3, DivX, ... und nicht alle Codecs in Winamp und Kaffeine* gleichermaßen zur Verfügung stehen. Gerade bei neuen Versionen von WMV gibt's unter Linux Probleme, weil die Codecs oft geheim sind und der Hersteller (hier Microsoft) keine Spezifikationen herausgibt um die Codecs in anderen Playern nutzbar zu machen. Oft sind hier auch Patente ein Streitpunkt, weshalb bestimmte Codecs nicht in allen Ländern so ohne weiteres in OpenSource-Software genutzt werden können. Soweit so schlecht.
Bei der PPLive/CCCTV-Geschichte kommt noch eine weitere Hürde hinzu: hier wird nicht von 1 Server etwas gesendet und von vielen Clients abgespielt, sondern hier kommt erstmal noch ein P2P-Client hinzu, also quasi Edonkey/Bittorrent/Kazaa und wie sie alle heißen, bloß eben ein spezieller P2P-Client für die CCCTV-Signale. Dieser P2P-Client empfängt die Daten von anderen P2P-Clients und gibt sie auch an andere P2P-Clients weiter. Jeder P2P-Client fungiert also auch als Server für andere P2P-Clients. Somit lassen sich die Daten über die ganze Welt verteilen ohne dass es 1 Server gibt über den der ganze Traffic läuft.
Zusätzlich ist dieser P2P-Client aber auch ein lokaler "normaler" Streaming-Server, wie oben beschrieben. Der Unterschied ist nur der, dass Dein Kaffeine der einzige Client für diesen Streaming-Server ist.
Die Probleme mit dem Codec bestehen aber auch hier. Im konkreten Fall von CCCTV mit der Bundesliga war der Codec nicht das Problem. Scheinbar wird hier ein Codec benutzt, der sowohl unter Windows als auch unter Linux verfügbar ist. Das Problem war aber der P2P-Client. Was der für ein Protokoll benutzt weiß ich nicht, aber alleine schon für die Funktion des lokalen ("normalen") Streaming Servers für Kaffeine/Winamp kann man hier wohl nicht auf Standard-Software zurückgreifen, zumindest kenne ich keinen P2P-Client für Linux der gleichzeitig als Streaming-Server funktioniert. Lange Rede, kurzer Sinn: den P2P-Client mit eingebautem lokalen Streaming-Server gibt's nur für Windows. Mit wine hat's bei mir nicht funktioniert. Deshalb brauchst Du auf jeden Fall 1 Windows-Büchse. Ob Du dann lokal auf dieser Windows-Büchse mit Winamp auf den Streaming-Server (im gleichen Rechner) zugreifst, oder von einem Linux-Rechner in Deinem Netzwerk mit Kaffeine* auf den Streaming-Server auf dem Windows-Rechner ist egal, das funktioniert beides.
So, ich hoffe, jetzt ist der technische Zusammenhang etwas klarer geworden.
Ach ja, das Sternchen noch: * = eigentlich greift nicht Kaffeine auf Die ganzen Videos/Audios/Streams/was-auch-immer zu, sondern das backend, das Du in Kaffeine eingestellt hast. Kaffeine ist nur ein frontend, also nicht viel mehr als das Fenster und das Menü, das Du siehst. Die eigentliche Logik um etwas abzuspielen steckt im backend, wobei man bei Kaffeine mindestens 3 backends zur Auswahl hat: xine, gstreamer und helix. Das backend entscheidet darüber, welche codecs verarbeitet werden können! Ich glaube xine ist das beste und wird auch in den meisten Distributionen verwendet. Bei Suse 9.3 könnte es aber auch noch gstreamer sein.
Gruß
Thorsten
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