Chinesisch unter Mandrake-Linux



Autor: Gerrit Fricke

geändert am 16.01.2004



Dieser Bericht soll all denen weiterhelfen, die unter Linux (unter einer deutschsprachigen Desktopoberfläche) Chinesisch schreiben wollen, ohne immer das Locale wechseln zu müssen. Meine Distribution ist Linux Mandrake 9.1 mit KDE 3.1.4. Es funktioniert aber auch mit Mandrake 9.2.Bei anderen Distributionen ausprobieren! Soweit diese Unicode (utf8) benutzen, sollte da aber auch alles glatt gehen.



Inhalt:



1. Installation Mandrake: Sprachunterstützungen mitinstallieren


2. Eingabeeditore für Chinesisch:

2.1 SCIM (Smart Common Input Method) installieren


3.Konfigurationsdateien modifizieren

3.1 “/etc/sysconfig/i18n“

3.2 “/home/user/.i18n“


4. Menüschriften ändern

4.1 KDE

4.2 GTK2 (Gnome2)

4.3 GTK1 (Gnome1)


5. Anmerkung zu OpenOffice.org



1. Installation Mandrake: Sprachunterstützungen mitinstallieren



Bei der Installation von Mandrake unter dem Punkt Sprachen unbedingt bei allen Sprachen ein Kreuz machen, von denen man die Sprachumgebungen mitinstalliert haben will. Dabei unten auf den Knopf “Advanced“ klicken und “Simplified Chinese“ markieren. Ansonsten installieren Gnome-Programme selbst bei hinterher installiertem “locale“ für eine andere Sprache die Übersetzungsdateien nicht mit und man hat bei einem chinesischem Gnome-Desktop oder den GTK-Programmen trotzdem fast alles nur in Englisch. Ich habe also locales-de (also Deutsch) und locales-zh_CN (Chinesisch) mitinstalliert. Außerdem sollten die Fontpakete ttf-gb2312 und ttf-big5 installiert werden sowie kde-i18-zh, die chinesische Sprachumgebung für den KDE-Desktop, wenn man seinen Desktop unter “Simplified Chinese“ betreiben will, und kde-i18-de für einen deutschen Desktop.




2. Eingabeeditor für Chinesisch: SCIM


Nun kann man mit dem von Mandrake mitgelieferten Programm “localedrake“ ganz einfach auf Chinesisch umschalten und voila, KDE präsentiert sich auf Chinesisch. Schön, aber wie gebe ich chinesische Schriftzeichen ein? Mandrake liefert Chinput und XCIN mit. Chinput funktioniert scheinbar nicht unter Mandrake 9.1 mit der auf der CD ausgelieferten Version und XCIN ist meiner Meinung nicht das Wahre. Was also tun?



2.1 SCIM (Smart Common Input Method) installieren



Ich habe mir einfach SCIM, Smart Common Input Method, von http://ns.turbolinux.com.cn/~suzhe/scim/ gedownloadet. Die Default Pakete funktionieren anstandslos, auch wenn es bei der Installation Abhängigkeitsprobleme mit gtk2 geben kann. Also im Konqueror in das Verzeichnis mit dem aus dem Internet heruntergeladenen rpm-Paket wechseln, im Menü unter "Extras" ein "Terminal öffnen" und dort dann folgendes eingeben



su


Man wird dann nach dem Passwort des root-Users, also des Administrators gefragt. Das eingeben und dann:

rpmi --install --nodeps paketname.rpm



Es sind die Pakete scim (aktuelle Version scim-0.8.2-1.i586.rpm zur Zeit dieses Berichts) und scim-chinese-0.2.6-1.i586.rpm (für Pinyin-Eingabemethode) zu downloaden und zu installieren.



Weiterhin müssen wir die Datei /etc/X11/xinit/XIM modifizieren (geht natürlich nur als root). Sie bestimmt bei eingestelltem Locale, welcher IME zum Einsatz kommt und automatisch mitgestartet wird. Wollen wir SCIM benutzen, sollte unter dem Punkt



zh_CN*) # Simplified Chinese

folgendes stehen (was vorher da stand, löschen!):



if type -p scim > /dev/null 2>&1 ; then

export XMODIFIERS="@im=SCIM"

scim -d

elif type -p xcin > /dev/null 2>&1 ; then

export XMODIFIERS="@im=xcin-zh_CN"
LANG=zh_CN LC_ALL=zh_CN xcin &

fi

;;



Die Datei speichern und fertig.



Danach wird die Sprache mit “localedrake“ auf “Simplified Chinese“ umgestellt, KDE neu gestartet und man kann mit dem Schreiben loslegen, indem man einfach CTRL und die Eingabetaste gleichzeitig drückt.



3. Konfigurationsdateien modifizieren



3.1 “/etc/sysconfig/i18n“



Diese Datei enthält die Spracheinstellungen des Systems, die beim Booten von Linux übernommen werden. Wir sollte hier auf alle Fälle UTF-8 an die iso-Bezeichnungen der locales anhängen (Beispiel bei Amerkanischem Englisch: en_US.UTF-8). Da ich mein System ja komplett in Deutsch haben will, sieht die Datei so aus:



LC_TELEPHONE=de_DE.UTF-8

LC_CTYPE=de_DE.UTF-8

LANGUAGE=de_DE.UTF-8:de

LC_MONETARY=de_DE.UTF-8

LC_ADDRESS=de_DE.UTF-8

LC_COLLATE=de_DE.UTF-8

LC_NAME=de_DE.UTF-8

LC_PAPER=de_DE.UTF-8

LC_NUMERIC=de_DE.UTF-8

SYSFONT=lat0-16

LC_TIME=de_DE.UTF-8

LC_MEASUREMENT=de_DE.UTF-8

LANG=de_DE.UTF-8

LC_MESSAGES=de_DE.UTF-8

LC_IDENTIFICATION=de_DE.UTF-8



3.2 “/home/user/.i18n“



Leider funktionieren alle mir bekannten chinesischen IMEs nur mit dem entprechenden locale, also in unserem Fall Chinesisch als Sprache für unser System. Nun wollen aber viele Leute einfach einen Desktop komplett in Deutsch und trotzdem chinesisch Schreiben. Dazu öffnen wir die Datei .i18n in unserem /home/Benutzername-Verzeichnis (der Punkt vor dem Dateinamen deutet darauf hin, das sie versteckt ist, man muss im Konqueror vorher also unter “Ansicht->versteckte Dateien anzeigen“ anklicken, falls dies nicht schon geschehen ist). Falls die Datei nicht vorhanden ist, dann einfach anlegen. Sie überschreibt die Einstellungen der “/etc/sysconfig/i18n“ für den User-Account. Die Datei mit Kwrite am besten öffnen, der Inhalt sieht bei chinesischem Locale etwa so aus:



LANGUAGE=zh_CN.GB2312:zh_CN:zh

LC_ADDRESS=zh_CN.UTF-8

LC_COLLATE=zh_CN.UTF-8

LC_NAME=zh_CN.UTF-8

XIM=chinput

LC_NUMERIC=zh_CN.UTF-8

LC_TIME=zh_CN.UTF-8

LC_MEASUREMENT=zh_CN.UTF-8

LANG=zh_CN.UTF-8

LC_MESSAGES=zh_CN.UTF-8

LC_IDENTIFICATION=zh_CN.UTF-8

LC_CTYPE=zh_CN.UTF-8

LC_TELEPHONE=zh_CN.UTF-8

CONSOLE_NOT_LOCALIZED=yes

LC_MONETARY=zh_CN.UTF-8

XIM_PROGRAM=chinput

LC_PAPER=zh_CN.UTF-8

XMODIFIERS="@im=chinput"



Diese ändern wir mit Kwrite so, dass sie dann so aussieht:



LANGUAGE=de_DE:de_DE.UTF-8:de

LC_ADDRESS=de_DE.UTF-8

LC_COLLATE=de_DE.UTF-8

LC_NAME=de_DE.UTF-8

XIM=SCIM

LC_NUMERIC=de_DE.UTF-8

LC_TIME=de_DE.UTF-8

LC_MEASUREMENT=de_DE.UTF-8

LANG=de_DE.UTF-8

LC_MESSAGES=de_DE.UTF-8

LC_IDENTIFICATION=de_DE.UTF-8

LC_CTYPE=zh_CN.UTF-8

LC_TELEPHONE=de_DE.UTF-8

CONSOLE_NOT_LOCALIZED=yes

LC_MONETARY=de_DE.UTF-8

XIM_PROGRAM=SCIM

LC_PAPER=de_DE.UTF-8

XMODIFIERS="@im=SCIM"




4. Menüschriften ändern



4.1 KDE



Na endlich, KDE auf Deutsch und trotzdem läuft SCIM richtig. Aber die Schriften- Oh Gott! Gleich mal im KDE-Kontrollzentrum ändern auf unsere Lieblingsschrift, bei mir Helvetica oder Arial. Nun sehen die KDE-Programme doch gleich viel besser aus.



4.2 GTK2 (Gnome2)



Aber was ist mit den GTK2-Anwendungen? Die benutzen scheinbar immer noch “AR PL SungtiL GB“. Die mag für chinesische Zeichen okay sein, aber bei Lateinischen Buchstaben eine mittlere Katastrophe. Dafür legen wir eine neue Datei .gtkrc-2.0 im /home/Benutzername-Verzeichnis an. Der Inhalt der Datei:



gtk-font-name="FontDeinerWahl 10"

Bei FontDeinerWahl kann z.B. Arial stehen oder Helvetica, bei der 10 auch eine 11 oder 12 oder 9, wenn die Schrift bei 10 zu klein oder groß angezeigt werden sollte. Die Datei speichern. Fertig.



4.3 GTK1 (Gnome1)



GTK1-Anwendungen sehen danach oft immer noch hässlich aus. Dem kann man abhelfen, indem man die Datei “/etc/gtk/gtkrc.iso-8859-15“ mit Kwrite öffnet (natürlich wieder als root) und als “/etc/gtk/gtkrc.zh_CN.utf8“ abspeichert. Die vorhandene gtkrc.zh_CN.utf8-Datei vorher besser in gtkrc.zh_CN.utf8--original umbenennen. Man weiss ja nie, ob die noch mal gebraucht wird, falls man doch den kompletten Desktop in Chinesisch haben will. So, Gimp 1.2 oder Grip haben nun eine schöne Helvetica als Font. Diese kann man in der neuen “gtkrc.zh_CN.utf8“ jedoch auch durch einen anderen Font ersetzen.



Nun sollte alles soweit fertig eingerichtet sein. Ein deutschsprachiger Desktop, Chinesische Eingabemethode und angenehme Schriften.



5. Anmerkung zu Openoffice.org



Eine Anmerkung zu OpenOffice. Da dieses Programmpaket kein “OnTheSpot“-Modus unterstützt, diesen beim SCIM-Setup unter Frontend->X Window ausschalten (kein Häkchen). Dabei gleich auch “Show status box“ ausschalten. OpenOffice unbedingt auf Version 1.1 updaten, da endlich die CJK-Unterstüzung ordentlich implemeniert ist. Es muss nur noch alles unter “Extras->Optionen->Spracheinstellungen“ eingestellt werden. Für gemischte Dokumente ist bei Sprachen statt Standard Deutsch einzustellen. So werden bei gemischtsprachigen Dokumenten verschiedene Fonts für den Deutschen oder Chinesischen Part verwendet, wenn dies bei “Optionen->Textdokument->Grundschiften (westlich, asiatisch)“ vorher so gewünscht wurde. Prinzipiell ist “AR PL KaitiM GB“ oder “AR PL SungtiL GB“ für “Simplified Chinese“ zu verwenden. Es gehen auch SimSun oder SimHei bei installierten Windows-Fonts.



Viel Spaß beim Chinesisch tippseln!



Falls etwas nicht klappt oder ein Bug in meiner Anleitung ist, einfach ein Feedback an mich senden. Die Anleitung ist auf eigene Gefahr. Der Autor übernimmt keine Gewähr.



Gerrit Fricke; gerritfricke at web.de; Beijing, 05.11.2003



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