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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Festplatte angeblich voll



gerd-im-netz
23.04.16, 19:50
Kollegen.....

ich verstehe es nicht.
Auf einem CentOs6 "Spielsystem" habe ich nur eine Partition (außer boot) mit über 476 GiB Kapazität.

21027

Vorhin kam eine Meldung, dass kein Platz mehr auf der Festplatte ist. Laut Disk Usage Analyzer verwende ich ca. 35 GiB, was auch zu du -sh / passt.

21028

lsblk gibt folgendes aus:

21029

Warum soll angeblich die Festplatte voll sein, ich verstehe es einfach nicht.
Danke für die Hilfe.

TomTobin
23.04.16, 20:04
Ich bin jetzt nicht so LVM erfahren aber ich denke da an: Snapshots? Mehrere Platten? RAID? defekte oder auch nur kleine Platte?

Gruß

Tom

gerd-im-netz
23.04.16, 20:12
Hi,

eine Platte, kein Raid, was meinst Du mit Snapshots?
Als letzte Möglichkeit würde ich eine Live DVD nutzen, das Dateisystem einhängen und ein fsck machen, allerdings möchte ich wissen was (und warum) ich das tuen muss.
Grüße

BetterWorld
23.04.16, 20:16
Du hast im Prinzip 4 Partitionen am Start.
Einmal ganz herkömmlich eine für /boot.

Den Rest der Platte belegt das LVM .
In einem PV (physical volume), das den ganzen Rest der Platte beansprucht, liegen drei Partitionen, die man jetzt LV (logical volume) nennt.

Einmal swap, dann ein sehr großes Home und ein nur 50 GB großes für /
Das Root ist voll.

Verkleinere das Home, so dass Platz für ein größeres Root wird, und vergrößere dann das Root.

gerd-im-netz
23.04.16, 20:19
Aha, danke für die Antwort.
Ich verstehe nur nicht, warum mir GParted nur zwei Partitionen anzeigt?!?!

BetterWorld
23.04.16, 20:27
Weil das aus Sicht von gparted halt zwei Partitionen sind.
Einmal die boot und einmal das PV

Du kannst ein PV aus einer gesamten Platte machen, oder eben aus einer Partition.
Es ist schon richtig: Es sind zwei Partitionen auf der Platte.

(LVM bietet noch ein paar mehr Möglichkeiten).

Wenn dir die Anzeige von gparted nicht passt, schreibst am besten den Jungs dort ne Mail.

Nachträglich: Es gibt ein paar Befehle, die dir zeigen können, was bei LVM Sache ist.
Tippe lv<tab><tab> und pv<tab><tab> um einen Überblick zu bekommen.
Jeder Befehl hat eine ausführliche Manpage.

xbeduine
24.04.16, 09:16
Du kannst dir mit
pvs
vgs
lvsdie aktuellen grössen anzeigen lassen.

vgextend
lvextendkannst du dann zum vergrößern verwenden. Die Manpages der einzelnen Befehle beinhalten Bespiele für den jeweiligen Aufruf.

fork
24.04.16, 12:56
Hallo Gerd,

das was Du schilderst reicht wahrscheinlich aus um das Problem zu erkennen - das Wissen von LVM und Partitionierung vorausgesetzt. Ich versuche mal, das einfach zu erklären.

a) Warum sind da nur zwei Partititionen auf der Festplatte, obwohl Du Doch wesentlich mehr Dateisysteme eingebunden hast?

Nun, das ist die Besonderheit von LVM. LVM braucht grundsätzlich erstmal Speicher. Der wird LVM in Form eines physischen Volumes zur Verfügung gestellt. Das ist bei Dir die grosse zweite Partition. Wieviele logische Datenträger(Logical Volumes. Ein logical Volume enthält dann im üblichen Fall genau 1 Dateisystem.) Du dann in LVM mit diesem Speicher einrichtest, das ist egal. Das kann eines sein, aber auch 100. Und das ist unabhängig von der Partitionierung mit Deinen 2 ursprünglichen Partitionen. D. h. daraus kannst Du hier nichts weiter schliessen.

Im übrigen ist die kleine Boot-Partition nötig, da das Systemladeprogramm(der Bootloader: Grub) LVM nicht direkt versteht. Deswegen lädt es wichtige Systemdaten zunächst aus der einfachen Bootpartition und dort sind dann Programme, die vor dem Hauptsystemstart das LVM finden, aktivieren und einbinden.

b) Wieso ist der Speicher jetzt voll?

Du hast Deinen LVM-Speicher in 3 Teile aufgeteilt. Den mittleren Swap-Teil lasse ich mal links liegen - weil hier uninteressant. Da wäre dann also noch ein logischer Datenträger mit dem Namen "lv-root" der als /-Dateisystem(sprich Root-Dateisystem) eingebunden ist mit der Grösse von 50 GB. Weiterhin gibt es einen zweiten logischen Datenträger mit dem Namen "lv-home", der Dir sein Dateisystem und damit seinen Speicher in der Grösse von 418 GB unter dem Pfad /home zur Verfügung stellt.

Dabei ist es nun wichtig zu wissen, wie diese Speicher verwendet werden.

Als Metapher verwende ich einmal eine Industriehalle. Stell Dir vor Du hast eine Halle mit 300m² Nutzfläche. Verglichen mit der vorliegenden Partitionierung wäre die Aufteilung dieser Halle nun 260m² für Den Hauptproduktionsraum (Der Home-Bereich) und 40m² für den Rest, also kleines Büro, Toilette und Archiv, .... . D. h. der übrige Teil ist recht klein und wenn Du jetzt vorhast vorübergehend z. B. eine Ladung von 200 Kisten Eisenwaren in diesen 40m² Teil abzustellen, sagt Dir irgendwann die Realität, dass da kein Platz ist - sieht man spätestens dann, wenn man die Kisten mit Gewalt durch die Tür in den Raum quetschen muss.

Grundsätzlich ist die Frage natürlich warum man diesen Raum überall aufteilt, statt Ihn einfach ungeilt am Stück nutzen zu können? Das ist eine gute Frage, für die es viele Gründe gibt, ähnlich wie auf die Frage, warum man ein Haus überhaupt in Zimmer unterteilt. Beschäftige Dich mit der Partitionierung und Du wirst Antworten darauf erhalten.

Ja, es ist üblich und für Anfänger auch gar nicht so schlecht, den gesamten Festplattenplatz zusammenhängend zu lassen. Andererseits ist die hier vorliegende Partitionierung einer der üblichen und sehr sinnvollen Möglichkeiten. Denn wenn man weiss, dass man im Büro nur 5m² hat und im grossen Hauptraum aber 260m², dann wird man seine 200 Kisten nicht versuchen darin unterzubringen, sondern im Hauptraum.

Datenablage beim Arbeiten als Benutzer

Wenn Du irgendwelche Daten ablegst, dann lege Sie unter /home ab, was der Normalfall sein sollte, wenn Du als normaler Benutzer auf Deinem System arbeitest. (Du hast als normaler Benutzer im Vorgabesystem nur das Recht Dateien in Deinem Homeverzeichnis abzulegen, was unter /home/benutzername liegt).

Ein besonderer Benutzer ist er root-Benutzer. (Au weia, jetzt haben wir schon das 3. "root". Das 1. war der logische Datenträger mit dem Namen "lv-root", das 2. als /-Dateisystem(sprich root-Dateisystem) eingebunden war und jetzt also noch einen Benutzer namens "root") Dieser Root-Benutzer hat eine Sonderstellung. Die Daten von diesem Benutzer liegen nicht unter /home/root, sondern unter /root (Dieses /root wäre dann das vierte root. Es ist der Pfad des Home-Verzeichnisses des Benutzers root in der Dateisystemhierarchie). D. h. der Root-Benutzer ist der Hausmeister, der nicht im Hauptraum wohnt sondern seinen ganzen Kram auf die oben erwähnten 40m² verteilt. (Auch das hat seinen speziellen und wichtigen Grund, warum das so ist.) Wenn Du also als Benutzer "root" arbeitest und viele Daten im Homeverzeichnis von "root" ablegst, dann kann es schnell passieren, dass Dir der Speicher ausgeht.

Lange Rede, kurzer Sinn

Festplattenspeicher ist aufgeteilt und ist an den verschiedenen Stellen im Dateibaum nur in der Grösse dieses Teiles verfügbar.

Mehr Informationen zum Thema Festplattenbelegung:

https://wiki.debianforum.de/Basis-Systemdiagnose#Festplattenbelegung
https://wiki.ubuntuusers.de/Festplattenbelegung/

Schreibtroll
24.04.16, 13:23
Schöne Erklärung @fork! :D

Ich kämpfe mit meiner Mutter ähnliches aus. Ihr Mint ist bewusst so eingerichtet, dass das gesamte Sys auf sda1 ist - incl. Home. 48 GB für Mint sollte reichen meint man. Schliesslich hat sie ja noch fast 420 GB für Daten (~/Daten). Leider aber pappt sie sich gern Videos etc. auf den Desktop statt sie in ~/Daten/Filme zu speichern.

Lange Rede - kurzer Sinn: Daten haben nix im System zu suchen. Und aufräumen (Müllabfuhr etc.) muss man halt auch ab und an mal.

fork
24.04.16, 13:33
@Schreibtroll:


Leider aber pappt sie sich gern Videos etc. auf den Desktop statt sie in ~/Daten/Filme zu speichern.


Wie 95% aller anderen Computerbenutzer auch. Die meisten Nicht-Administoren, die ich kenne, die verstehen es entweder nicht, wollen es nicht verstehen, oder es ist denen zu anstrengend. Und deswegen speichern Sie es meist dort, wo es Ihnen das jeweilige Programm halt vorschlägt. Mehr ist nicht drin. Ich passe mich an diese Tatsache an und richte - so es denn überhaupt nochmal vorkommt - einen Computer so ein, dass es gemäss der erwarteten Nutzung gut funktioniert auch wenn es nicht der reinen heiligen Lehre der Systemadministration entspricht.

BetterWorld
24.04.16, 14:20
Nu ja.

Es gibt eine fundamentale Barriere zwischen Computern und Usern.
Die Abstraktion, die einem Dateisystem innewohnt, verinnerlichen nur EDVler. Und auch da bei weitem nicht alle.

Es ist halt mit der "analogen" Welterfahrung unverständlich, dass ich, will ich einen Geldbeutel in die Hose stecken, das im EDV-Jargon so ausdrücken muss:
gehe --Flur Erdgeschoss --Türe links2 Schreibtisch && open --links 2 --directon=von-oben Schublade && nimm --material Leder --Farbe braun Beutel && stecke -exec {} /home/hose/links/tasche \;

Wenn ich heimkomme werfe ich nun mal die mitgebrachte Zeitung auf den Schreibtisch und dann liegt sie halt da.

gerd-im-netz
24.04.16, 19:45
Danke an alle für die Antworten.

Am Ende war das Problem einfach zu lösen. In meinem Fall habe ich die CentOS6 LiveDVD verwendet um mit system-config-lvm die Größe der Partitionen neu festzulegen. Bei der Installation hatte ich / falsch bemessen.
Es hatte mich nur irritiert, dass GParted die logischen Partitionen nicht anzeigt, sondern nur eine physische, daher die Verwirrung.

Grüße
Gerd

marce
25.04.16, 06:08
hm, ein wenig merkwürdig kommt mir vor, daß Du bei / von 30GB Platzprobleme hast - ich hab' ein Desktop-Spiel-System mit allem möglichen Schrott installiert und / ist mit gerade mal 10Gb belegt.

Da würde ich eher mal auf die Suche gehen, warum und wo da Daten liegen, die da nichts verloren haben...

Newbie314
25.04.16, 06:10
Kdirstat ist ein nützliches Progrämmchen für solche Suchen.

pferdefreund
25.04.16, 08:08
Logdateien nie aufgeräumt ? /var/log ist immer eine Durchsicht wert - eigene Erfahrung

drcux
25.04.16, 08:31
Es hatte mich nur irritiert, dass GParted die logischen Partitionen nicht anzeigt, sondern nur eine physische, daher die Verwirrung.


Weil es halt keine logischen Partitionen sind! LVM hat nichts mit den herkömmlichen Partitionen auf der Festplatte zu tun, siehe forks Erklärung.

gerd-im-netz
25.04.16, 14:20
hm, ein wenig merkwürdig kommt mir vor, daß Du bei / von 30GB Platzprobleme hast - ich hab' ein Desktop-Spiel-System mit allem möglichen Schrott installiert und / ist mit gerade mal 10Gb belegt.

Da würde ich eher mal auf die Suche gehen, warum und wo da Daten liegen, die da nichts verloren haben...

Ja, das hatte ich bei der Einrichtung auch vermutet. Das System verwende ich zum Testen einer Big Data Cluster Anwendung, die ist halt etwas größer, obwohl die Daten etc. alle im Home Verzeichnis liegen.
Das /var/log Verzeichnis ist mit ~300 MG ein Aufräumen natürlich wert.

Wie gesagt, das Thema ist für mich erledigt.
Grüße....

BetterWorld
25.04.16, 15:40
Ich halte es für falsch Empfehlungen zu geben, die ein viel zu kleines Root für genügend halten.

Man bedenke, dass bei dem üblichen 2-Partitionensetup von Anfängern schon eine VM reichen kann, das Ding zuzumachen.
Da liegt dann halt irgendwo in /var ein "Riesenimage" und Schluss mit lustig.
Und es gibt noch ein paar mehr Programme, die hübsch in /var abladen....

Immerhin zwingt es sie dann wenigstens fortgeschrittene Partitionierungskaspereien zu lernen.

mbo
03.05.16, 17:04
Schöne Erklärung @fork! :D

Ich kämpfe mit meiner Mutter ähnliches aus. Ihr Mint ist bewusst so eingerichtet, dass das gesamte Sys auf sda1 ist - incl. Home. 48 GB für Mint sollte reichen meint man. Schliesslich hat sie ja noch fast 420 GB für Daten (~/Daten). Leider aber pappt sie sich gern Videos etc. auf den Desktop statt sie in ~/Daten/Filme zu speichern.

Lange Rede - kurzer Sinn: Daten haben nix im System zu suchen. Und aufräumen (Müllabfuhr etc.) muss man halt auch ab und an mal.
Weil es grad auf dem Weg lag: Warum mountest Du dann /home nicht aus der Partition "Daten", wo es ja eigentlich hingehört?

Schreibtroll
03.05.16, 17:11
Wer sagt das?? :D

Nein - /home gehört ins System. Bzw. zum System. Jetzt kann man "filosofieren", ob man /home separiert oder nicht aber ich verweigere mich jeglicher Diskussion darüber, ob Daten separiert werden oder nicht. :D Das geht jetzt absolut nicht gegen Dich aber ich habe schon zu Win-Zeiten leidvoll lernen müssen, dass man beides besser ganz sauber trennt.

Wer sagt mir denn, ob Muttern morgen noch Mint hat? Eventuell bekommt sie ja auch einen neuen Klappkasten mit Debian und Cinnamon. Oder KDE. Wer sagt mir, dass Mate zwischen Mint und Manjaro voll kompatibel ist?

Deshalb lasse ich /home im System und separiere nur die Daten. FF und TB etc. kommt dann per symlink ins ~/

mbo
03.05.16, 17:22
/home gehört ins System - steile These.
Gut, sind Deine Systeme und Dein Faible, aber ich würde solche Thesen nicht als Empfehlung formulieren.

Schreibtroll
03.05.16, 17:33
mbo - wir reden hier von End-User-Desktops. Nicht von Servern etc. Und auch nicht von Firmenrechnern.

Ich habe es auch noch anders gelernt. Ich habe aber im laufe der Zeit festgestellt, dass es für privat echt nicht sein muss.

Ach so - hier laufen übrigens mehrere Pinguine. Wäre blöd, wenn sich da irgendwelche Configurationsdateien beissen würden oder?!

drcux
03.05.16, 17:56
mbo - wir reden hier von End-User-Desktops.

Und genau für solche Enduser ist es wichtig, das der Admin bestimmt wohin die Daten kommen. Durch "Erziehung" erreichst du nix, garnix, überhauptnix... ;)

Selbst in einem kleinen Netz mit 15 PCs und einem Samba als DC musste ich "Desktop" als Ordnerumleitung einrichten. Der Admin hat immer Schuld, wenn das Anmelden lange dauert, auch wenn man dem Nutzer tausendmal erklärt, das Filme (Daten) auf dem Desktop nix zu suchen haben sonder nach "H:" gehören.

BetterWorld
03.05.16, 18:23
Das Home IST "data"

Und wenn jemand das nicht lernen will,
soll er einen Abacus nehmen.
Für Linux ist er dann jedenfalls ungeeignet.
Und wenn root seinem Erziehungsauftrag nicht genügend nachkommen kann,
ist er als root ungeeignet.

Amen.