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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wissenschaftliche Arbeit über Cyber-Kommunismus



sephirot_1024
05.05.08, 20:47
Guten Abend,

Ich muss fürs Studium eine 15 seitige Arbeit mit dem Titel "Kritische Einschätzung des Cyber-Kommunismus" verfassen.

Wie ich da rangehe ist mir ziemlich selber überlassen, im Mittelpunkt sollten nur eben die Ideen von Barbrooks stehen.

Nur ist es für mich ein Problem das alle seine Texte in recht schwer verständlichen Englisch verfasst sind.
Und gerade bei einen so sensiblem Thema, mag ich da nicht in die Falle tappen nur wegen einem Übersetzungsproblem.

Deshalb meine Frage ob ihr mir weitere Interessante Links zu sozialen Veränderungen und Strömungen des Internets und parallelen zum Kommunismus geben könntet.

Vielen Dank schonmal :)

Katana
05.05.08, 23:34
Beim Begriff "Cyber-Kommunismus" muss ich irgendwie an das "Borg Kollektiv (http://memory-alpha.org/de/wiki/Borg-Kollektiv)" denken :eek:

sephirot_1024
06.05.08, 05:40
Ja, so ähnlich gehts vielleicht vielen, was ich ja sogar verstehe. ;)

Nur leider ist das gerade bitterer Ernst für mich und ich wär für ein paar nützliche links ganz dankbar.
Meinetwegen auch welche die es widerlegen und sagen "nein linux hat nichts mit den kommis zutun.".
Erstmal brauche ich nur meine Grobdisposition.

Dr.Online
06.05.08, 06:24
Meinetwegen auch welche die es widerlegen und sagen "nein linux hat nichts mit den kommis zutun.".

Ist Eric_Steven_Raymond in Revolution OS nicht fast ausgerastet, als man Free Software etc. als "kommunistisch" bezeichnet hat? :p

gropiuskalle
06.05.08, 08:06
Fand' ich immer sehr schade, dass sich die FOSS-Gemeinde so sehr vom Begriff "Kommunismus" distanzieren muss. Ist wohl eher 'ne Image-Kiste, denn die inhaltlichen Parallelen scheinen mir ziemlich deutlich.

Dodobo
06.05.08, 09:02
@ Vorredner:
Aber nur bei frei im Sinne von Freibier.

Viele meinen ja, es wäre falsch, OSS mit Freibier in Verbindung zu bringen, aber wäre es anders, würde ich es ganz sicher nicht so intensiv nutzen, Zeit dafür aufbringen und es anderen nahebringen - könnte ich auch gar nicht, wenn es noch mehr als einen Rohling kosten würde. Und keiner würde es haben wollen, weil es auch so schon schwer ist, Linux bei anderen Leuten "einzuführen". ;) In diesem Sinne find ich die "kommunistische" Idee gut. Linux bekommt so einen sozialen Touch und der würde mir fehlen, wenn das zu kommerzialisiert und teuer wäre. Software läßt sich ohne Mehrkosten beliebig kopieren und die Programmierer können stolz darauf sein, Millionen von Menschen so das Leben zu erleichtern, die Wettbewerbsfähigkeit von Konzernen und dem gebeutelten Mittelstand zu erhöhen (sichert auch Arbeitsplätze = sozial) und wenn wir mal an unsre alten ausrangierten Kisten mit einem leistungsfähigen Linux in Afrika oder Indien denken... ;-) Dazu noch Wikipedia, und vielleicht steht dann da auch drin, wie man effektiver Korn anbaut, damit nicht so viele hungernd im Internet surfen müssen...(ist letzteres vielleicht sogar teilweise eine ernstzunehmende Übertreibung?)

sephirot_1024
06.05.08, 14:19
Fand' ich immer sehr schade, dass sich die FOSS-Gemeinde so sehr vom Begriff "Kommunismus" distanzieren muss. Ist wohl eher 'ne Image-Kiste, denn die inhaltlichen Parallelen scheinen mir ziemlich deutlich.

Ich glaube nicht das die GPL so Kommunistisch ist.
Von der Wirkung und der Gemeinschaft her ja, aber man muss bedenken das, dass was da frei ist nämlich der Quellcode und das Wissen (Wikipedia) eine sehr Elitäre Angelegenheit ist. Somit nicht in Marx seinem Sinne.
Der Service wird verkauft Befreiung also nur die mit dem umgehen können was sie da verwenden.

Gut möglich das die freie Informationsgesellschaft letzten endes zur Unterdrückung der Massen eher beiträgt.
Siehe nur die Amis bei denen nimmt die Verdummung immer mehr zu, weil das gemeine Volk nicht damit umzugehen weiß und die Zeitungen wo das Wissen sauber aufbereitet wird immer "uncooler" werden, angesichts moderner Informationstechnologie.

Um eine Befreiungswelle für alle zu werden müsste die Freiheit System werden. Also es müsste geregelt sein und der Umgang damit gelehrt werden.
Wohin sowas schnell führt wissen wir ja, ein direktes Gegenteil.

Nicht das ich in der GPL schlechtes sehen würde, Projekte wie Ubuntu die sich zum Ziel setzen die Software allgemein anwendbar zu machen sind eine Tolle Sache, aber schon wenn man nach Wikipedia rübersieht bemerkt man, dass sogar das nur mit etwas Wissen nutzbar ist.
Stichwort Diskussionsseite und Hintergrundwissen zum behandelten Thema.
Die Artikel in der Wikipedia sind nämlich häufig alles andere als Wertungsfrei geschrieben.

ThorstenHirsch
06.05.08, 17:19
Wie fange ich am besten an? Ich hol' mal etwas weiter aus und frage: ist das Internet kommunistisch? Das Internet hat einen wesentlich tiefgreifenderen Einfluss auf die Gesellschaft als freie Software. Und der Kapitalismus profitiert sehr stark vom Internet, da es neue Absatzmärkte schafft, wie ein Turbo auf die Globalisierung wirkt, blablabla, das kennen wir ja alle. Würden wir also davon ausgehen, dass das kapitalistisch ist, was gut für den Kapitalismus ist, dann müssen wir beim Internet ganz laut 'ja' sagen.

Aber wie ist das mit freier Software? Freie Software dient vielen Unternehmen als Rohstoff, der entweder selbst hergestellt wird (es ist utopisch zu glauben, dass freie Software ohne die Unterstützung von IBM, HP, Novell, ... so schnell hätte Fuß fassen können) und/oder verarbeitet/veredelt, bzw. mit Support unterlegt wird, bevor er gegenüber dem Kunde zu Geld gemacht wird. Das Endprodukt ist nicht kostenlos, aber der Rohstoff ist so gut wie immer kostenlos - und zwar für alle gleichermaßen, stellt also eine Chancengleichheit bei den Rohstoffen dar. Trotzdem sind die "global player" der IT nach wie vor Unternehmen, deren Erfolg nicht auf freier Software basiert: IBM, Microsoft, Apple, HP, Dell, Google. Das bedeutet, dass aus der Chancengleichheit nicht Gleichmachung wurde. Und Gleichmachung, das hört sich ganz stark nach Kommunismus an. Ergo: freie Software ist nicht kommunistisch, obwohl sie für soziale Elemente wie Chancengleichheit steht. Ist freie Software jetzt kapitalistisch? Meiner Meinung nach haben wir es neben dem Internet im wesentlichen auch freier Software zu verdanken, dass es heute nicht nur Microsoft- und IBM-Software gibt. Gerade Ende der 90er war der Trend zur weltweiten Monopolstellung Microsofts im Betriebssystemmarkt schon sehr weit gediehen. Nicht AIX, Solaris, HP-UX oder Mac OS haben das verhindern können, sondern das Internet und freie Software waren's.

Soziale Elemente mögen vielleicht den Kapitalismus nicht prägen, aber ohne sie würde sich der Kapitalismus selbst zerstören. Daher denke ich, dass freie Software das richtige Salz in der kapitalistischen (IT-Markt-) Suppe ist und mehr dem Kapitalismus als dem Kommunismus zuzuordnen ist.

gropiuskalle
06.05.08, 20:29
Es ist schwierig, hier den ethischen Anspruch der von mir auch noch lapidarerweise als "FOSS-Gemeinde" bezeichneten Gruppe gegenüber der tatsächlichen Wirkung ihrer Produkte abzugrenzen, verallgemeinernd war das eher auf deren Art der übereifrigen Distanzierung gegenüber der Idee des Kommunismus bezogen, denn da reagieren fast alle, als hätte man versehentlich die Klotür offen gelassen. En detail ergeben sich da natürlich sehr viele Subgruppierungen, die jeweils ganz unterschiedliche Interessen verfolgen, die sich zumindest ideologisch kaum unter einen Hut bringen lassen - und das freie Software in einer kapitalistischen Welt kommerzielles Potential hat, dürfte auch kaum jemand übersehen.

Die Gemeinsamkeit zum Kommunismus ist im Grunde viel profaner: Profit steht nicht im Vordergrund.

Newbie314
06.05.08, 21:42
denn da reagieren fast alle, als hätte man versehentlich die Klotür offen gelassen.

Ganz einfach: in weiten Teilen der USA (und Bayerns.. wenn ich genau nachdenke auch in dem Dorf außerhalb Bayerns in dem ich aufwuchs :D ) ist es gesellschaftlicher Selbstmord wenn man irgendwie mit dem Kommunismus assoziiert wird.

Außerdem wird selten zwischen dem (m.E. utopischen) Kommunismus und den realen Sozialistischen Gesellschaften unterschieden.

;) Aus dem Sozialismus sind mir keine Beiträge zur OSS bekannt ... sei es weil man dort privat kaum an Rechner herankam (ehemalige DDR laut Aussage einiger Kollegen die dort aufwuchsen) oder weil zusätzlich zur Schwierigkeit an Hardware heranzukommen der Zugang zum Internet streng reglementiert, eingeschränkt und kontrolliert wird (Kuba).


Unter dem Aspekt dass im Kommunismus alle Produktionsmittel dem Kollektiv gehören geht für mich OSS noch einen Schritt weiter: OSS "gehört" jedem der es nicht anderen "entziehen" will.

Blackhawk
07.05.08, 14:47
...
Die Gemeinsamkeit zum Kommunismus ist im Grunde viel profaner: Profit steht nicht im Vordergrund.

Das kann man so nicht stehen lassen. Es mag Leute geben, die freie Software schreiben, ohne dass fuer sie der Profit dabei im Vordergrund steht, bei vielen Unternehmen, die freie Software schreiben oder sich daran beteiligen, ist das aber nicht so. Ich darf hier mal den (damaligen) Praesidenten von SUN zitieren: Wir machen alles, was uns dabei hilft, Hardware zu verkaufen (auf die Frage hin, warum sie Software wie Java oder OpenOffice kostenlos abgeben). Auch wenn diese Software u.U. nicht wirklich frei ist, duerften Firmen, die "echte freie Software" schreiben, wie z.B. RedHat aehlich denken (wir machen alles, was uns dabei hilft, Support zu verkaufen)...

sephirot_1024
07.05.08, 16:44
Wie fange ich am besten an? Ich hol' mal etwas weiter aus und frage: ist das Internet kommunistisch? Das Internet hat einen wesentlich tiefgreifenderen Einfluss auf die Gesellschaft als freie Software. Und der Kapitalismus profitiert sehr stark vom Internet, da es neue Absatzmärkte schafft, wie ein Turbo auf die Globalisierung wirkt, blablabla, das kennen wir ja alle. Würden wir also davon ausgehen, dass das kapitalistisch ist, was gut für den Kapitalismus ist, dann müssen wir beim Internet ganz laut 'ja' sagen.

Aber wie ist das mit freier Software? Freie Software dient vielen Unternehmen als Rohstoff, der entweder selbst hergestellt wird (es ist utopisch zu glauben, dass freie Software ohne die Unterstützung von IBM, HP, Novell, ... so schnell hätte Fuß fassen können) und/oder verarbeitet/veredelt, bzw. mit Support unterlegt wird, bevor er gegenüber dem Kunde zu Geld gemacht wird. Das Endprodukt ist nicht kostenlos, aber der Rohstoff ist so gut wie immer kostenlos - und zwar für alle gleichermaßen, stellt also eine Chancengleichheit bei den Rohstoffen dar. Trotzdem sind die "global player" der IT nach wie vor Unternehmen, deren Erfolg nicht auf freier Software basiert: IBM, Microsoft, Apple, HP, Dell, Google. Das bedeutet, dass aus der Chancengleichheit nicht Gleichmachung wurde. Und Gleichmachung, das hört sich ganz stark nach Kommunismus an. Ergo: freie Software ist nicht kommunistisch, obwohl sie für soziale Elemente wie Chancengleichheit steht. Ist freie Software jetzt kapitalistisch? Meiner Meinung nach haben wir es neben dem Internet im wesentlichen auch freier Software zu verdanken, dass es heute nicht nur Microsoft- und IBM-Software gibt. Gerade Ende der 90er war der Trend zur weltweiten Monopolstellung Microsofts im Betriebssystemmarkt schon sehr weit gediehen. Nicht AIX, Solaris, HP-UX oder Mac OS haben das verhindern können, sondern das Internet und freie Software waren's.

Soziale Elemente mögen vielleicht den Kapitalismus nicht prägen, aber ohne sie würde sich der Kapitalismus selbst zerstören. Daher denke ich, dass freie Software das richtige Salz in der kapitalistischen (IT-Markt-) Suppe ist und mehr dem Kapitalismus als dem Kommunismus zuzuordnen ist.

Das ist eine schöne Darlegung, ohne Ideologische Scheuklappen.
Danke vielmals das kann man gut etwas weiterspinnen.:)

Katana
07.05.08, 18:29
Der Begriff Kommunismus hat wie ich finde einen schlechteren Ruf als es eigentlich sein sollte. Das liegt zum teil daran das bisher so ziemlich jedes Land das sich Kommunistisch nannte/nennt, gleichzeitig auch ne Diktatur und Polizeistaat war/ist.
Ohne das Buch von Karl Marx gelesen zu haben, glaube ich doch kaum das er geschrieben hat "ein kommunistischer Staat muss ne Diktatur und Polizeistaat sein" .

Die US-Amerikaner haben auch immer versucht den Kommunismus schlecht zu machen. Das liegt daran das die USA von Kapitalisten regiert werden für die der Kommunismus so ziemlich von Nachteil währe. Viele aus deren Regierung sind eng mit diversen Firmen verbunden und beziehen ihre Geldmittel daraus.
Die haben mit Erfolg ihr ganzes Volk (und große Teile der restlichen Welt) davon überzeigt das der Kommunismus das absolute Böse ist.
Obwohl es bestimmt einigen US-Amerikanern im Kommunismus besser gehen würde.

Dodobo
07.05.08, 18:52
Den Eliten aus der Wirtschaft wird es auch nicht gerade gefallen, wenn ihre Betriebe (Kapital) enteignet (verstaatlicht) werden und vor allem auch ihr privates Vermögen mangels hoher Verdienstmöglichkeiten stagniert oder gar enteignet wird (geht das?) oder der Inflation zum Opfer fällt, wenn der Sozialismus mal wieder fällt. ;)

Newbie314
07.05.08, 21:26
Vereinfacht ausgedrückt dachte Karl Marx sich den Übergang zum Kommunismus als eine Art Demokratie, in der aber die (Revolutions-) Eliten darauf achten dass das Volk nicht aus Aberglaube ("Opium des Volkes") wieder in den Kapitalismus zurückfällt.

Lenin schrieb die Theorie dann auf die (damaligen!) russischen Verhältnisse (Landwirtschaftlicher Staat statt Industriestaat wie bei Marx, geringes Bildungsniveau beim Großteil der Bevölkerung) um und forderte stärkere "Führung" der Massen.

Das Resultat ist (wieder stark vereinfacht) der "real existierende Sozialismus" .. mit Parteieliten und Entmündigung der Bevölkerung .. und ständigem Vertrösten auf den "Kommunismus der bald erreicht wird"....

Ich sehe das ähnlich wie George Orwell in seinem Buch "Animal Farm" (Dt. "Farm der Tiere"). Ich finde da nimmt er beide Systeme sehr schön auf die Schippe... ironischerweise wurde er wegen "Kommunismusverdachts" mehrere Jahre lang vom britischen Geheimdienst observiert ...


Mit ein Grund warum ich auf Volksverdummung und Bespitzelungspläne so allergisch reagiere: ich habe meinen Wehrdienst nicht abgeleistet um jetzt durch die Hintertür doch noch eine Art "Realsozialismus" aufgebrummt zu bekommen ... bei dem alle Nachteile des Kapitalismus zudem noch erhalten blieben ....


Als "Gegenwehr" empfehle ich bei der nächsten Wahl die Piratenpartei .... auch wenn sie (wie bereits mehrfach hier im Forum von verschiedenen Leuten vorgebracht) nur ein auf wenige Themen eingeschränktes Programm hat (was ich bei einer Mini-Partei nur ehrlich finde...)

sephirot_1024
08.05.08, 10:11
"ein kommunistischer Staat muss ne Diktatur und Polizeistaat sein" .
.

Doch genau das hat er geschrieben, oder um ein etwas ungenaues Zitat zu bringen(den genauen Wortlaut habe ich jetzt nicht im Kopf).

"Die Diktatur des Proletariats wird eine harte sein und schweiß fordern"

Ist jetzt extrem ungenau und geht noch weiter, jedenfalls wollte Marx eine Knüppelharte Diktatur bis auch der letzte Kapitalist weg vom Fenster ist.
Danach sollte ein Paradisischer Zustand der Klassenlosen Gesellschaft eintreten

Flummi
08.05.08, 11:34
Als "Gegenwehr" empfehle ich bei der nächsten Wahl die Piratenpartei .... auch wenn sie (wie bereits mehrfach hier im Forum von verschiedenen Leuten vorgebracht) nur ein auf wenige Themen eingeschränktes Programm hat (was ich bei einer Mini-Partei nur ehrlich finde...)

Als "Gegenwehr" empfehle ich bei der nächsten Wahl nicht hinzugehen (http://www.mama-anarchija.net/book/download.html).

Newbie314
08.05.08, 11:44
.. genau diese Links machen es so wichtig sich gegen die Vorratsdatenspeicherung zu wehren.

Dodobo
08.05.08, 11:45
Der Artikel ist irgendwie aussagelos, oder hab ich was übersehen? Edit: Okay, man kann dann noch das ganze Buch runterladen, aber von einem geposteten Link hätte ich mir einen Artikel mit Zusammenfassung, zumindest aber Einblicken in das Buch, erwartet.

Anarchie ist nicht Freiheit, schon jetzt laufen genug arme Schlucker und auch Spinner rum, dass man selbst in normalen Wohngegenden aufpassen muß, dass einem keiner was will, zum Beispiel Zusammenschlagen oder die Brieftasche.

Nicht wählen spielt v.a. auch den Rechten in die Hände, da deren % dann auch steigen und sie mehr Gewicht bekommen oder gar erst in Landtage einziehen können. Wer also eine Diktatur von Rechts haben will, wahrscheinlich auch noch eine Militärdiktatur, der soll einfach nicht wählen gehen, alle anderen können ja aus Protest Falschwählen (ungültige Stimmzettel) oder Graue Panther und Konsorten wählen. Wäre aber schlecht für unsere spätere Rente, von der Piratenpartei hätten wir vielleicht mehr, damit die Musikindustrie auch mal eins auf den Deckel bekommt. Piratenpartei klingt aber auch nach "Linux? Brauch ich nicht, Kumpel hat mir ein Vista gecrackt. Wird demnächst sogar legalisiert, wenn nicht, mir auch egal." ;)

Newbie314
08.05.08, 12:12
Außer dass sie das Filesharing komplett legalisieren wollen habe ich auf der Piratenpartei-Homepage nichts gefunden das ich nicht unterstützen würde.

Dodobo
08.05.08, 14:42
Die Diskussion wird dem TE nicht mehr unmittelbar was nützen? Aber uns.

Aus dem Online-Buch (Link von euch eben):

Mit der Überwindung des Staates werden auch sein Apparat und seine Institutionen in Frage gestellt: Regierung, Bürokratie, Armee, Grenzen, Justiz, Polizei, Medienhoheit, Erziehungsmonopol*
und dergleichen. Für diejenigen Funktionen des Staates, die ihrem Wesen nach notwendig sind, bemüht sich der Anarchismus um die Schaffung alternativer Modelle.Und woraus bestehen solche Modelle? Aus Menschen und sozialen Systemen. Aus den selben Menschen wie vorher, die entsprechend vorgebildet und befähigt sind. Sie bekommen die selben Aufgaben, nur dass das ganze nun von "privater" (anarchischer) Hand aus geht. Und was soll das dann verbessern? Ich glaube eher, dass damit die Leistungsfähigkeit sinkt, Kontrollen fehlen oder nur noch chaotisch organiert sein können und dementsprechend einem Bürokratieabbau weniger Leistungsfähigkeit gegenübersteht. Wer finanziert das? Letztlich kommt doch wieder eine Zentralität heraus, wie ein Staat.

Was passiert, wenn die Selbstorganisation (von allem) scheitert? An wen wendet man sich dann als Betroffener? Kein Staat, kein Versicherungswesen? Und wenn doch, wieso wäre das nicht kapitalistisch? Oder wie will man mit der Schwäche sozialistischer Produktionsweise einer Mangelversorgung mit zum Teil minderwertigen Produkten und Diensten entgehen? Wie soll etwa der Fortbestand der Entwicklung von Linux und Hardware ohne kapitalistischen Konkurrenzdruck sichergestellt und Leistungsreserven aus den Software- und Hardwareentwicklern entlockt werden?

Wie soll sowas ökologisch sinnvoll in kleinen föderalen, unabhängigen Einheiten geschehen, wo doch der Trend eher zur Global City geht? Man sieht im Osten Deutschlands einen Haufen Abrißhäuser, soll also das neue Modell auch zu extremen Umkstrukturierungen und entsprechenden Schandflecken und finanziellen Nöten führen? Wer finanziert das, wenn kein Staat?

Wer sichert die Anarchisten vor sich selbst ab? Keine Polizei? Ohne Kontrollinstanzen wie die Polizei kann sowas sowieso nicht klappen. Auf jedem Fall müßte weiter an dem Modell gefeilt werden, es liefert zumindest Diskussionsstoff.

Kein Militär? Vor ein paar Jahren wollte ich diesen "Mist" auch abschaffen, aber mittlerweile sieht man ja (ein), dass ohne Militär die Sicherheit gefährdet ist - und ohne das Abschreckungspotential einer auch noch so schlechten Armee könnte uns jeder einfach plattmachen, den Staat, Versicherungen, Gebäude, Inflation, Tod, oder aber Systemwechsel hervorrufen. So oder so wäre dann Feierabend mit in Ruhe Geld verdienen und sich was aufbauen. Und sozialen Systemen für die, die das nicht (alleine) schaffen. Krieg oder latente Kriegsgefahr.

Würde es weiter Staaten und entsprechend Militär geben, wenn ein oder mehrere Staaten zur Anarchie übergehen würden? Natürlich. Und niemand würde diese anarchischen Staaten davor schützen, dass ein Herr Bush oder ein Bin Laden oder ein Saddam-Newcomer diese anarchischen Staaten plattmacht oder in ihre Strukturen eingliedert (Kapitalismus oder Ausbeutung/ "Versklavung").

Sollte sich was ändern, dann vermutlich als Pilotprojekt in einem Staat, irgendwann in frühestens 20 Jahren, und dann wird man sehen, wie weit es damit her ist und inwieweit die Notwendigkeit von globalem Handel das verhindert. Allein die ganze bauliche Substanz spiegelt Systeme wieder: Der Kapitalismus hat buchstäblich ästhetischere und buntere Bausubstanzen als die der ehemaligen DDR hervorgebracht, erst nach der Wende kam dann mal ein ordentlicher Putz an die Wände, der dem Einheitsgrau Farbe statt (N)Ostalogie oder Trostlosigkeit (Grau) verleihte.

Nach der Wende wird ein großer Teil der Gebäude durch die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Änderungen nicht mehr gebraucht. Fabrikgebäude fallen der Treuhand und dem neuen Wirtschaftssystem zum Opfer und verfallen, Wohnungen müssen sozialsystembedingt von großen Familenwohnungen zu kleineren Singlewohnungen saniert werden und viele Wohnungen verfallen auch, weil niemand in dem tristen Grau eines Blockes mit 11 Stöcken wohnen will, sondern lieber im Grünen ein Häuschen baut (was vielleicht erst durch den Kapitalismus ermöglicht, oder aber genommen wurde, dank Arbeitslosigkeit, um die man sich in der DDR NULL Sorgen machen mußte. Da war Arbeit sogar PFLICHT.). Bedingt durch das neue Wirtschaftssystem mußten viele in den Westen ziehen, so dass auch dadurch ein gewisser Anteil am Leerstand und Verfall alter Gebäude in Ostdeutschland Schuld ist. Diese Wohnviertel müssen nun aufwendig revitalisiert werden: Abriß, kostet locker 100.000 EUR, und dann ne schöne saftige grüne Wiese hin, oder ein Einkaufscenter oder...

Kurzum: Man sieht, wie stark Systeme die Strukturen, auch baulich, prägen und umgekehrt. Und wie aufwendig das alles ist, was ein Staat leistet. Und wie viele Probleme auf wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ebene jedes System mit sich bringt und um wieviel schlimmer diese bei einem Systemwechsel werden können. Insbesondere schwächelt das System der Anarchie, meiner Meinung nach, schon in der Theorie (z.B. Armee abschaffen - oder ersetzen), spätestens aber bei den Problemen in der Praxis (Armee wirtschaftlich ersetzen mag vielleicht noch sinnvoll sein - Berufsarmee - aber die anderen Aufgaben traue ich dem Staat und den Ländern dann doch besser und finanziell besser organisiert zu, obgleich ich mir das Chaos, die Bürokratie und die Bewilligungszeiträume für Fördermittel schon denken kann...). Aber auch psychologisch sind die herkömmlichen Systeme zu stark verankert in den Köpfen, von den Baustrukturen, wie erwähnt, ganz zu schweigen. Also dauert das sicherlich mindestens 1-3 Generationen, bis sowas ÜBERHAUPT den Hauch einer Chance hätte. Falls überhaupt jemals. Der Vorteil sieht mir einfach nach einer Umettikettierung aus, die am Ende weniger leistet und mehr kostet, weniger bringt und mehr Aufwand abverlangt: Man will den Staat abschaffen, aber letztlich die ganzen Systeme, die nötig sind, wie Polizei, Armee, Sozialsysteme usw., einfach nochmal neu erfinden oder entwickeln oder aufbauen. Dass das eine Aufgabe ist, die schnell dahergeschrieben ist, aber zeitlich, finanziell und inhaltlich kaum bewältigbar ist, zeigt doch schon der Wandel der DDR zum ostdeutschen Kapitalismus und die Eingliederung in den kapitalistischen Staat der BRD. Der Autor stellt sich das sicherlich alles etwas zu einfach vor, aber ich werde mal weiter durchblättern.

Newbie314
08.05.08, 15:18
Viel kürzer: wie man an den Wahlen von Bush und Berlusconi, oder an unseren fehlgeschlagenen Versuchen in Gesellschaften mit Stammesdenken Demokratien zu installieren (div. afrikanische Staaten, Irak, Afghanistan) .. sind nicht einmal wir im Westen weit genug entwickelt um wirklich effektiv eine Demokratie am Laufen zu halten.

Ich hoffe wir lernen das noch. Wenn wir aber an einer Demokratie mit Kapitalismus noch "zu kauen haben" dann brauchen wir über kommunistische oder anarchische Systeme noch gar nicht nachzudenken...

Oder kurz mit Churchill :"Die Demokratie ist die beste aller schlechten Staatsformen".

Flummi
08.05.08, 15:27
Edit: Okay, man kann dann noch das ganze Buch runterladen, aber von einem geposteten Link hätte ich mir einen Artikel mit Zusammenfassung, zumindest aber Einblicken in das Buch, erwartet.

Hauptsache meckern, ne?

Dodobo
08.05.08, 15:38
Hauptsache meckern, ne?
Das gehört sich so, wenn man was vorstellt und schon selbst nichts dazu schreibt. Normalerweise hätte ich das sofort nach dem Überfliegen als Müll weggeklickt, wäre mir dann nicht doch noch der Link zum PDF aufgefallen, was allerdings so umfangreich ist, dass ich immernoch am Überfliegen bin.

So kostet es den Leser doch nur Zeit, um zu merken, dass auf der direkt verlinkten Seite nichts wichtiges steht. Organisatorisches zum Buch interessiert in erster Linie nun wirklich die wenigsten, vor allem die neuen Leser nicht. Ein Hinweis oder "Link (PDF): ..." wäre IMHO sinnvoller, oder aber ein Link auf eine Zusammenfassung mit Verweis vor dem Link, dass man das Buch dazu downloaden kann.

Nichts für ungut, aus ner Mücke (kostet aber auch Zeit, die zu klatschen!) mach mer keinen Elephanten - aber du hast ja nachgefragt. ;)

Dodobo
08.05.08, 21:39
(Stunden später, also kein Doppelpost: )

Zum Thema Auswirkung von ÜBERWACHUNG (vorhin hier angesprochen),
AKTUELLES BEISPIEL, KRANK:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,550928,00.html

Relevant für den TE:
MODELL LINUX/OSS ALS ALTERNATIVE ZUM KAPITALISMUS
http://www.alternativen-zum-kapitalismus.de/linux.html

Interessante Seite übrigens, trotz schlichter Optik. Sogar mit Quellen. ;)

Flummi
09.05.08, 08:46
MODELL LINUX/OSS ALS ALTERNATIVE ZUM KAPITALISMUS
http://www.alternativen-zum-kapitalismus.de/linux.html

Interessante Seite übrigens, trotz schlichter Optik. Sogar mit Quellen. ;)

Das ist doch kompletter Bullshit, was auf dieser Seite verzapft wird. Ich zitiere:


Linux wurde von den Programmierern unentgeldlich entwickelt. [...] Bei Linux wird umsonst gearbeitet. [...]

80% der Linux-Entwickler tun dies hauptberuflich als Angestellte bei Firmen.


Mittlerweile gibt es auch noch andere Open-Source Projkete [...]

Als ob Linux das erste "Open Source"-Projekt gewesen wäre :rolleyes:

Dodobo
09.05.08, 09:37
Als ob die von dir genannten Schwächen des Artikels im Link, die für Insider ja offensichtlich sind, eine Theorie umpusten könnten. :D :)

Solche Schwächen sind bei einer Seite, die mehrere, verschiedenste Ansätze zusammenfaßt, durchaus verzeihlich.

Wobei ich auf den zweiten Blick nun doch nicht glaube, dass die beruflichen Linuxentwickler (Programmierer eingeschlossen) an die zahlreichen Freizeit-Programmierer zahlenmäßig heranreichen können.

Das wichtigste hast du gar nicht zitiert:

Linux ist sogar besser als die Konkurrenz von Windows. Nur sehr wenige Frauen beteiligen sich an der Linux-GPL Bewegung.:D
Was der letzte Satz da im Zusammenhang mit Kapitalismus-Alternativen soll, weiß ich auch nicht - schließlich KÖNNTE es ja daran liegen, dass Linux was technisches ist??? ;)

Dort ist auch von einem Open Source Auto die Rede und Google spuckt dazu einiges laufendes aus:
http://www.google.de/search?hl=de&sa=X&oi=spell&resnum=0&ct=result&cd=1&q=open+source+auto&spell=1