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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : GPL: Kommerzielle Nutzung eigener Programme



suck
14.06.07, 20:07
Hi,

Mal angenommen man schreibt ein kleines Programm, dass man gerne unter die GPL stellen möchte:

1) Dürfte man den Quelltext der ersten (unpublished) Version auch einer Softwareschmiede (die Software verkauft) frei zur Verfügung stellen?

2) Von den Verbesserungen aus der Community dürfte diese Softwareschmiede wohl kaum profitieren, oder irre ich mich?

3) Da es ja sowas wie Softwarepatente gibt, wäre es wohl nicht gut, wenn einfach jeder seine paar Zeilen Code allen völlig frei zur Verfügung stellen würde.

4) Wie kann man Quellcode am besten und vorallem unkompliziert und einfach der Community zur Verfügung stellen ohne das Recht zu verlieren ihn gleichzeitig auch verschenken zu können? ..und evtl. auch samt den Verbesserungen der Community. Gibt es da eine passende Lizens?

Gruss, suck

cane
14.06.07, 20:15
Alles was Du möchtest ist unter GPL möglich.

mfg
cane

suck
14.06.07, 20:20
Perfekt, danke.

Ist dabei etwas zu beachten? Muss man was ergänzen?

carstenj
14.06.07, 21:31
Hi,

ich verstehe irgendwie jetzt nicht, was unklar ist? Wenn du deinen Code unter die GPL stellst, darfst du ihn verkaufen, verändern, verschenken etc. Nur musst du immer den Quellcode herausgeben, wenn du danach gefragt wirst, oder ihn gleich mitliefern.

3) Da es ja sowas wie Softwarepatente gibt, wäre es wohl nicht gut, wenn einfach jeder seine paar Zeilen Code allen völlig frei zur Verfügung stellen würde.
Das hat nicht nur etwas mit dem Quellcode zu tun. Selbst so Sachen wie "einen Text zu markieren" sind patentiert. Im Grunde dürfte keiner Programme mehr schreiben.

Durch eine große Community hast du den Vorteil, dass viele mitmachen können, aber auch den Nachteil, dass jeder mitmachen kann. Du kannst ja auch bestimmen, welchen Änderungen angenommen werden sollen, und welche nicht.

Um deinen Code allen zugänglich zu machen, kannst du dich z. B. hier anmelden:
www.freshmeat.net
www.sourceforge.net

suck
14.06.07, 21:44
Ja doch, ich glaube mir ist jetzt alles klar!

Wenn also Linus Torwalds meinen würde, Firma XY sollte den Linux-Quellcode in ihrer 1234 Euro teuren Software verwenden dürfen, dann hätte er das Recht dazu, es der Firma zu erlauben und müsste keine rechtliche Konsequenzen befürchten.

Das ist alles was ich wissen wollte, ich danke euch.

carstenj
14.06.07, 21:58
Hi,

ich verstehe dein Beispiel jetzt nicht so ganz, aber Linus kann da nix verbieten oder erlauben, denn dafür hat er den Code ja unter die GPL gestellt. Alles, was dann damit passiert, regelt die GPL.

Ein prominetes Beispiel für die GPL Verletzung ist die Firma Linksys, deren Firmaware Iptables nutzt, die aber den Quellcode nicht herausgegeben hat:
http://www.infoweek.ch/archive/ar_single.cfm?ar_id=14961&ar_subid=2&sid=0

Mittlerweile macht sie das:

Hersteller wie Linksys scheinen von der Veröffentlichung des Source Codes enorm profitiert zu haben – viele Leute kaufen die Geräte vor allem deshalb, weil sie offen sind. Ist dies den Herstellern bewusst?
Einige Hersteller verstehen dieses Prinzip. Sehr gute Erfahrungen habe ich beispielsweise mit TomTom und ihrem Produkt TomTom GO gemacht. Bei Linksys dachte ich auch lange, sie hätten dieses Prinzip verstanden. Leider musste ich jedoch jüngst feststellen, dass Linksys erneut mit einem Produkt gegen die GPL verstösst. Deshalb weiss ich nicht, ob man Linksys noch als gutes Beispiel anführen sollte.

suck
14.06.07, 22:41
Mit "Code verschenken" meinte ich auch die Nutzung in Closed Source Software.

carstenj
14.06.07, 22:53
Hi,

meiner Meinung nach geht genau das dann nicht. Daher müsstest du dich vorher entscheiden, ob der Code unter der GPL stehen soll oder nicht.

WishMaster@NND
14.06.07, 23:09
Was hier teilweise behauptet wird stimmt nicht.

Du kannst sehr wohl eine kommerzielle (bzw. nicht-freie) Version deines Programms herausgeben/verkaufen. Schließlich besitzt du das Urhebrerrecht daran - da ändert auch die GPL nichts. Du kannst das Programm auch noch unter beliebig viele andere Lizenzen stellen wen du magst.
Kompliziert wird es erst, wenn Quelltext eines dritten in das Programm eingeflossen ist. Dann kannst du zwar weiterhin deinen Originalcode beliebig lizensieren; solange aber fremder GPL-Code enthalten ist muss der Rest auch GPL bleiben.

Digedag1
14.06.07, 23:31
Ich würde mich der Meinung von WishMaster@NND anschließen. Ein Urheber hat jederzeit das Recht, die Rechte für sein Werk zu "liberalisieren" (mehr zu erlauben, meine ich damit). Allerdings wäre es schön, wenn jemand seine Behauptungen auch mit Links belegen könnte (ich kann es nicht).

aevil
15.06.07, 00:11
Ein Beispiel: Trolltech lizensiert qt auf verschiedene Arten, Opera zahlt für eine kommerzielle Lizenz, als Privatentwickler kann ic aber auch die GPL nutzen (mit allen Konsequenzen)
(iirc ;) )

Sidolin
15.06.07, 00:51
Klar kannst du deinen Code dann auch verschenken. (Also eigentlich unter ne andere Lizenz stellen).

Du kannst aber nicht den Code anderer, die ihn unter der GPL zu deiner Software hinzugefügt haben verschenken, außer sie geben dir die Rechte dafür.

Alex_K
15.06.07, 08:00
Du kannst aber nicht den Code anderer, die ihn unter der GPL zu deiner Software hinzugefügt haben verschenken, außer sie geben dir die Rechte dafür.

Genau das ist der entscheidende Faktor.

Am eigenen Code behält man immer das Urheberrecht, was bedeutet du kannst damit machen was du wilĺst, also den Code auch unter beliebig vielen verschiedenen Lizenzen zu Verfügung zu stellen.

Enschränkungen gibt es aber dann, wenn du nicht am ganzen Code das Urheberrecht hast (also z.B. GPL Code von anderen Projekten verwendet hast, oder andere Leute Code zu deinem Projekt beigesteuert haben). In diesem Fall müssen die anderen Urheber ebenfalls die Erlaubnis geben.
Linus darf den Kernel also nicht einfach unter einer anderen Lizenz verkaufen, da ja viele anderen Leute Code beigesteuert haben. Jedoch erlaubt es die GPL den Code zu verkaufen. Es wäre also theoretisch für jeden möglich den Kernel unter der GPL zu verkaufen, ob sich jedoch ein Käufer findet ist die andere Frage. ;)

ThorstenHirsch
15.06.07, 09:37
Und was die Softwarepatente angeht - darum brauchst Du Dir hierzulande keinen Kopf zu machen. Die haben hier keine rechtliche Gültigkeit.

suck
17.06.07, 18:39
Genau das ist der entscheidende Faktor.

Am eigenen Code behält man immer das Urheberrecht, was bedeutet du kannst damit machen was du wilĺst, also den Code auch unter beliebig vielen verschiedenen Lizenzen zu Verfügung zu stellen.

Enschränkungen gibt es aber dann, wenn du nicht am ganzen Code das Urheberrecht hast (also z.B. GPL Code von anderen Projekten verwendet hast, oder andere Leute Code zu deinem Projekt beigesteuert haben). In diesem Fall müssen die anderen Urheber ebenfalls die Erlaubnis geben.Dann kann ich die gemeinte Software nicht unter die GPL stellen. Wenn dann wer eine gute Idee hat, auf die ich oder ein Kollege später sicher auch noch gekommen wäre, dürfte ich diese nicht kommerziell verwerten. Danke!

suck
17.06.07, 18:44
Und was die Softwarepatente angeht - darum brauchst Du Dir hierzulande keinen Kopf zu machen. Die haben hier keine rechtliche Gültigkeit.Gilt das auch für gute Ideen aus Deutschland, welche dann z.B. von Microsoft in den USA verwertet werden könnten? Das mit den Patenten sprach ich deshalb an, weil ich z.B. Microsoft nichts schenken wollte. Genau deshalb würde ich niemals etwas so lizensieren wie FreeBSD. Man weiss ja woher der TCP/IP-Stack in Windows kommt.

Alex_K
17.06.07, 19:32
Dann kann ich die gemeinte Software nicht unter die GPL stellen. Wenn dann wer eine gute Idee hat, auf die ich oder ein Kollege später sicher auch noch gekommen wäre, dürfte ich diese nicht kommerziell verwerten. Danke!

Naja, das kommt wieder auf den konkreten Fall an. ;)

Eine Idee alleine kannst du nur mit Patenten schützen, welche es aber für Software in Europa nicht gibt. Was zähl ist die Implementierung.
Du darfst also nicht einfach die GPL Implementierung von anderen Autoren in deine Kommerzielle (nicht GPL) Version verpacken und verkaufen. Du darfst jedoch die gleiche Idee mit eigenem Code implementieren.

ThorstenHirsch
17.06.07, 21:19
Gilt das auch für gute Ideen aus Deutschland, welche dann z.B. von Microsoft in den USA verwertet werden könnten?
Du kannst als Deutscher dann in den USA gegen MS klagen wegen "prior art". Wo die Idee zustande kam ist egal.