Einstellung für meine Behinderung möglich um Linuxer werden zu können?

[markus1]

Hallo.

Ich bin sehbehindert und motorisch eingeschränkt. Lange habe ich aus diesem Grund den Umstieg auf Linux von meinem gewohnten und für mich eingerichteten Windows hinausgedrängt. Aber nun möchte ich es doch angehen und endlich Windows loswerden. Jetzt weiß ich aber nicht, ob ich meine benötigten behinderungsspezifischen Einstellungen auch unter Linux bekomme und wie.

Ich brauche die Möglichkeit möglichst den gesamten Desktop inklusive aller Programme farblich invers darstellen zu können, d.h. der Hintergrund von Fenster, Druckknöpfe, Eingabefelder, etc. soll wenn möglich schwarz sein und die Texte weiß. Wenn ein paar Rahmen, Titelleiste, usw. doch farblich sind, ist das egal, aber es sollte i.d.R, weißer Text auf schwarzem Hintergrund herrschen. Wenn man zusätzlich Texte generell vergrößert anzeigen kann, wäre das super.

Was ich auch benötige ist eine Einrastfunktion für Tastatur und Maus. D.h. um Tastenkombinationen wie ALT+Buchstabe, SHIFT+... zu drücken, muss ich die Tasten hintereinander statt gleichzeitig drücken, statt z.B. gleichzeitig ALT+X eben zuerst kurz ALT drücken und danach X. Bei der Maus ähnliches, um irgend wie die Maustasten gedrückt halten zu können ohne sie ständigt wirklich drücken zu müssen, z.B. kurz Taste xy drücken und dann linke Mausstaste um die Maustaste zu drücken; bei Taste xy wird die Maustaste wieder losgelassen.

Ich hoffe es war gut beschrieben. Gehen all diese Einstellungen standardmäßig mit GNOME oder besser mit KDE? Oder geht das nicht, aber es gibt Hilfsprogramme?

Kann ich Linux zum Arbeiten verwenden? Wäre super wenn mir jemand einen Tipp geben kann.

[ThorstenHirsch]

Hab' mal eben in Gnome nachgeschaut (Ubuntu 6.06) und dort gibt es z.B. folgende Themes:

- hoher Kontrast, invertiert (weiß auf schwarz)
- hoher Kontrast, groß und invertiert (weiß auf schwarz)

Das sieht schonmal gut aus für Dich.
Bezüglich der Einrastfunktion hab' ich auf die schnelle nichts gefunden, aber ich weiß, dass Gnome das auch irgendwie kann. In vielen release notes von Gnome war zu lesen, dass die Unterstützung von behindertengerechten Funktionen stark verbessert wurde - irgendwo muss das ja zu finden sein.

[Ravetracer]

Gut, das mit dem Kontrast ist ja schon geklärt. Das ist ohne weiteres möglich.
Einrastfunktionen sind im KDE vorhanden.
In den persönlichen Einstellungen von KDE gibt es Zugangshilfen für Behinderte.
Dort kannst du die Einrastfunktion einstellen, heißt dort "klebende Tasten".
Es gibt verlangsamte Tasten und Aktivierungsgesten. Es lassen sich auch
Signale wie "Bildschirm aufblinken" usw. einstellen.
Für die Maus habe ich jetzt leider nichts weiter gefunden in der Richtung, außer dass
du sie per Tastatur noch steuern könntest.

Nun zu deiner Frage bezüglich "Arbeiten mit Linux":

Es kommt immer darauf an, was du mit dem System machen möchtest.
In den meisten Distributionen sind z.B. Officepakete (KOffice, OpenOffice.org) schon
vorhanden.
Zeichenprogramme, Bildbearbeitung, Musikprogramme, Lernprogramme, Internettools, Programmierung und Entwicklung... usw.usf.
Ich hoffe mal, dass ich jetzt nicht wieder ein Glaubenskrieg losbreche, aber ich finde,
dass SUSE Linux für Einsteiger am besten geeignet ist, da die Konfiguration recht
einfach ist und das System mit allen benötigten Programmen ausgestattet ist.
So viel zum Arbeiten ;).

Ich hoffe, dass dir erstmal damit geholfen ist.

[Krischi]

Jepp, zumindest der erste Punkt dürfte vergleichsweise unproplematisch sein. Es gibt sogar viele Leute, die eine solche "Invertierung" aus ästhetischen Gründen bevorzugen. Es müsste auch im Thread mit den Screenshots einige Bilder geben, die zumindest ansatzweise in diese Richtung gehen (Suchen dürfte wenig erfolgversprechend sein; der is' einfach zu groß :D).
Da gibt es viele Möglichkeiten und ich sehe nichts, was dagegen sprechen würde.

Beim zweiten war ich mir nicht sicher, aber Suchen wie "linux tastatur behindertengerecht" u.ä. in verschiedenen Suchmaschinen schmeißen einiges aus.
Eines der ersten Ergebnisse war zum Beispiel dieser Artikel aus dem Linux-Magazin aus dem Jahr 2003.
http://www.linux-magazin.de/Artikel/ausgabe/2003/11/070_behindertenlinux/behindertenlinux.html
Dort steht es zwar auch nicht im Detail, aber es wird eine Feststellfunktion für Shift und Strg in KDE 3.1 erwähnt.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß es entsprechendes mittlerweile auch für Alt gibt.
Und auch unter GNOME wird es entsprechende Möglichkeiten geben.
Generell kann man die Tastatur recht variabel einstellen.
Und auch für die Maus müsste es da verschiedene Werkzeuge geben, die das arbeiten erleichtern. Eines namens KMousetool wird in dem entsprechenden Artikel erwähnt.
Keine Ahnnug, was das mittlerweile alles kann.

Ob diese Dinge für Dich ausreichend sind, wirst Du dann selbst am besten beurteilen können.
Eventuell hast Du die Möglichkeit, die Werkzeuge mit einer Live-CD (System wird ohne etwas zu installieren nur von CD gestartet) vorab zu testen. In einer Live-CD mit KDE oder GNOME sollte die jeweilege Umgebung in der Regel recht komplett enthalten sein. Dann solten auch die entsprechenden Werkzeuge mit dabei sein.
Dann könntest Du Dir schonmal einen groben Überblick verschaffen, ob die Deinen Ansprüchen genügen.

Aber Deine Chancen scheinen nicht schlecht zu stehen :)

[markus1]

Danke an euch alle!!!

Dank eurer Beschreibung habe ich die meisten Einstellmöglichkeiten gefunden. Verwende gerade Knoppix zum Hineinschnuppern und warte auf meine Ubuntu- u. Kubuntu-Bestellung um die Einstellmöglichkeiten für mich unter GNOME und KDE zu testen.

Das mit der Maus habe ich noch nicht herausgefunden. Ich verwende gerade unter Windows einen Trackball von Kensington. Der hat separate Tasten mit denen ich die Einrastfunktion für Ziehen/Drag&Drop etc. einstellen kann. Diese Einstellungen sind aber vom Kensigton-Treiber abhängig und der Hersteller hat mir gemailt, dass sie Linux nicht unterstützen - sauerei. Der Trackball selbst funktioniert unter Knoppix einwandfrei, auch die normale linke und rechte Taste. Leider sind die Zusatztasten für Einrastfunktion etc. nutzlos. Vielleicht finde ich was raus und werde es hier für andere Behinderte posten.

[Rain_maker]

Hallo,

Vor kurzem sah ich ein Interview mit Klaus Knopper (ich glaube es war in 3Sat, irgendeine Computersendung).

Knopper selbst hat Software für Behinderte entwickelt, allerdings meine ich, daß es in dem Fall für Blinde war, eine Software zur Steuerung einer speziellen Braille-Tastatur.

Trotzdem sollte man sich vielleicht mal auf seiner HP umsehen.

www.knopper.net

IIRC hat K.Knopper diese Braille-Software für seine Frau entwickelt (zumindest meine ich, er hätte das in besagtem Interview erwähnt).

Greetz,

RM

[LKH]

Hi,

Barrierefreiheit für KDE und GNOME:

http://accessibility.kde.org/
http://developer.gnome.org/projects/gap/

Ich habe es nicht alles gelesen, geschweige denn getestet. Aber vllt. hilft es ja ...

[RoCMe]

Hey!
Das arbeiten unter Linux ist etwas anderes als unter Windows - und damit will ich nicht sagen, dass das eine oder andere besser ist!
Aber generell sehe ich keine Probleme, Linux deinen Wünschen entsprechend einzurichten - dafür ist Linux sogar ziemlich berühmt!
Bei Problemen hilft man dir hier ziemlich gut weiter - glaub mir, ich spreche aus Erfahrung :)

Zu deinem Trackball - ich hab mal ien bißchen gegoogelt, evtl. hilft dir dass hier weiter:
http://www.sundevil.de/hendrik/archives/2006/01/30/ergnomisch-ins-neue-jahr/

Ich drück dir die Daumen! Wird schon schief gehen!!!