Zitat von
Heiner Geißler
Wollen wir jetzt die ganze Gesellschaft zur Absicherung der Lebensrisiken auf den Kapitalmarkt verfrachten? Das ist im Moment die Tendenz! Das heisst, wir versuchen, um unsere Probleme zu lösen, die ja da sind, den amerikanischen Weg zu gehen in der Sozialpolitik. Beide grossen Parteien, die saarländische CDU wehrt sich einbisschen, die saarländische SPD auch. Das ist auch in Ordnung, die sollen so weiter machen, aber der grosse Trend von der Riesterrente bis zur Gesundheitsprämie, der geht eben in die Richtung Individualisierung der Lebensrisiken. Jeder sorgt für sich selber. Das können sehr viele, aber sehr viele können es eben nicht, sondern sie brauchen die Hilfe des Anderen. Das ist die Botschaft des Evangeliums! Und wenn wir diese Botschaft verletzen und vernachlässigen, dann geht diese Gesellschaft zugrunde. Das muss man klar erkennen.
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Als ich das damals vorgeschlagen habe, habe ich wenig Beifall bekommen. Von der saarländischen CDU habe ich Beifall bekommen. Franz Josef Strauß hat einen Parteitag abgehalten in Hof und hat erklärt: Was der Heiner Geißler da erzählt, ist sozialistisches Gedankengut.
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Jesus sagt: Das Geld ist nicht dazu da, die Menschen zu beherrschen, sondern den Menschen zu dienen. Heute ist es genau umgekehrt. Kapitalismus, das bedeutet, das Geld, das Kapital beherrscht die Menschen und die Menschen müssen den Kapitalinteressen dienen. Damit Sie sich drüber im Klaren sind: Das ist die Philosophie von heute. ... Heute gilt Shareholder Value. Nur die Interessen der Aktienbesitzer und des Kapitals sind entscheidend. Und dazu hat Jesus abschliessendes, eindeutiges gesagt: Das Geld hat den Menschen zu dienen. ... Und weil der Kapitalismus aber die entscheidende Philosophie ist, zeigt sich immer mehr Widerstand. Hunderte von Millionen Menschen sind davon betroffen. Armut und Elend ist nicht das Ergebnis von Faulheit und Dummheit, sondern ist politisch gemacht, ist die Folge von schweren politischen Fehlern. Die Zeit reicht nicht aus. Sie können an all diesen Beispielen sehen, dass das Evangelium als politische Botschaft unverzichtbar ist und wenn wir wirklich eine bessere Welt haben wollen, dann müssen wir uns auf diese Grundsätze besinnen.
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