Zagatta: Sie sprechen jetzt das politische Feld an. Wie ist es denn mit dem juristischen? Wir leben ja in einem Rechtsstaat, und eigentlich: Das, was die NSA hier tut, was da bekannt geworden ist, verstößt ja gegen deutsches Recht. Warum verlaufen da alle strafrechtlichen Ermittlungen im Sand?
Schmidt-Eenboom: Weil der Generalbundesanwalt sehr merkwürdige juristische Konstruktionen immer wählt. Es gibt offensichtlich politischen Druck, nicht gegen die Amerikaner zu ermitteln. Eine wirklich unabhängige Justiz würde ja wirklich amerikanische Offiziere in Bad Aibling festnehmen unter dem Verdacht der nachrichtendienstlichen Agententätigkeit, darunter den führenden Mann, einen General. Eine unabhängige Justiz würde auch die Selektorenlisten, diese umstrittenen, einfach beschlagnahmen, weil die ein ganz, ganz wichtiges fälschungssicheres Beweismittel dafür sind, in welchem Umfang die amerikanischen Dienste gegen deutsches Recht verstoßen haben.
Zagatta: Da habe ich sie recht verstanden: Sie sagen, wir haben in Deutschland keine unabhängige Justiz, was diesen Bereich angeht?
Schmidt-Eenboom: Ganz offensichtlich nicht, weil der Generalbundeswalt ermittelt nicht unbefangen, sonst würde er sich einfach durch Beschlagnahme in den Besitz der Selektorenlisten bringen, und dann kann man anhand von 2.000 und bei der größeren Liste anhand von 13.000 Selektoren sehr genau feststellen, welches deutsche Unternehmen, welche deutsche politische Instanz von der NSA ausgeforscht wurde.
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