Paul Mason: Zunächst einmal muss man feststellen, dass der Neoliberalismus am Ende ist; allerdings kann auch eine defekte Maschine weiterhin versuchen zu funktionieren. Und das können wir seit 2008 beobachten. Mit Neoliberalismus meine ich das gesamte weltweite Wirtschaftsmodell. Deutschland ist ebenso Teil davon wie China.
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Greffrath: Wenn man Ihr Buch liest, stärkt das eine optimistische Sicht auf die Zukunft. Schwebt Ihnen auch eine düstere Alternative vor?
Mason: Ja, der Neofeudalismus. Die Silicon-Valley-Eliten wollen den Staat gerade überzeugen, es wäre am besten, jedem ein sehr geringes Grundeinkommen zu zahlen und dafür den Sozialstaat komplett abzuschaffen. Mit diesem Grundeinkommen müsste man dann auskommen, Kinderbetreuungs-, Gesundheits-und Bildungskosten bezahlen oder eben nicht bezahlen. Und der Staat als solcher würde sich auflösen.
Greffrath: Das wäre dann eine Art Turbo-Feudalismus ...
Mason: Ja, das wäre es. Feudalismus auf der Grundlage enormer Vermögen und niedriger Arbeitslöhne. Und natürlich das, wovon wir gerade den Anfang erleben. Absolute Macht, Mercedesse mit geschwärzten Scheiben, von Stacheldraht umzäunte Länder, in denen die Reichen in wiederum umzäunten Enklaven leben. In Manila auf den Philippinen können Sie das sehen, wo Menschen in Slums auf unratverseuchtem Wasser leben. Eigentlich sieht Manila nicht anders aus als das mittelalterliche Köln.
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